· 

#316 Vaterland

©Schröder Media
©Schröder Media

Der Stoff wäre es wert neu verfilmt zu werden!

Vaterland (7/10)

Story:
Berlin 1964: Hitler hat den Krieg gewonnen und feiert seinen 75. Geburtstag. Plötzlich werden einige hochrangige Nazis ermordet. Kripo-Sturmbannführer März (Rutger Hauer) übernimmt die Ermittlungen. Hilfe erhält er dabei von einer amerikanischen Reporterin (Miranda Richardson), die sich anlässlich des anstehenden Besuchs von US-Präsident Kennedy in Germanien aufhält. Gemeinsam kommen sie einer schrecklichen Wahrheit auf die Spur, die die Machthabenden mit allen Mitteln vertuschen wollen...

 

Der Roman von Robert Harris erspinnt wie schon The Man in the high Castle (von Philip K. Dick) die erschreckende Version das Hitler den Krieg gewinnt. Wobei jedoch The Man in the High Castle, also der Roman, etwas fantastischer daherkommt erschafft Harris eine verstörend reale Gesellschaft und Geschichte.

Da ich mich schon immer für Geschichte und den 2. Weltkrieg faszinierte, empfand ich die Hypothese des gewonnen Krieges durch Hitler schon immer morbide verlockend. Quasi das ultimative What If?
Wie würde eine Welt danach aussehen, wer würde gegen wen oder mit wem zusammenarbeiten? Wie hätte sich Deutschland entwickelt?

Der Film schafft es (wie das Buch) einen gewissen Realismus zu transportieren. Das der Film leider nicht so das große Budget hatte, ist sehr schade. Wo der Roman mit Erzählungen klotzen kann, muss der Film kleinere Brötchen backen. Viele Massenszenen gibt es nicht, die große Halle wird nur angerissen.

Da ich Matte Paintings liebe (wenn sie gut gemacht sind ist das große Kunst!) ist das zwar verschmerzbar, aber ein wenig mehr Scope hätte dem Film gut getan. Auch bei der Ausstattung, die manchmal so wirkt als ob man einfach DDR Sachen mit 60er Klamotten gekreuzt und wiederverwendet hat.

Der Film lebt zusammengefasst von der Story und seinem tollen Hauptdarsteller. Rutger Hauer wirkt mehr als überzeugend (punktgenau besetzt) und verleiht dem Polizisten im Nazi Reich eine sehr sympathische Note. Der Film nimmt sich auch wirklich Zeit ihn vorzustellen und auch seine Beziehung zu seinem Sohn.
Miranda Richardson finde ich dagegen nicht so stark. Es ist schon witzig das sie einen Golden Globe für diesen Film bekam, Hauer aber nicht.

Das Potenzial wird nicht ganz ausgeschöpft, was zum einen an den begrenzten finanziellen Mitteln lag zum anderen hätte man die Geschichte etwas straffen können/sollen, mehr Thrillerelemente einbauen. Das man Hauers Charakter menschlich zeigt ist ja vollkommen ok, aber die Balance passt nicht so ganz.

 

Eine Stärke des Buches wurde für den Film leider komplett geopfert. Während sich im Buch die ganze Geschichte des gewonnenen Krieges und die Konsequenzen daraus etwas langsamer entfalten, bekommt man im Film die ganze Weltgeschichte in der Eröffnungssequenz von einem Sprecher vorgetragen. Da hätte man mehr rausholen können. Manchmal ist weniger, mehr.

 

Weitere Unterschiede zum Buch:

  • Vor allem das Ende ist abgewandelt. Ähnlich tragisch, aber das Buch hält sich den weiteren Verlauf offener.
  • Die Liebesgeschichte gibt es nur im Roman.
  • Ansonsten ist der Film doch überraschend nahe am Buch auch wenn er die Geschichte natürlich deutlich straffen muss.

Es wäre doch eine schöne Idee wenn sich Netflix die Rechte sichert und eine Alternative zu The Man in the High Castle ins Rennen schicken würde. Potenzial hätte das Buch, da könnte man ne schöne Big Budget Miniserie draus machen.

 

Fazit: Der TV-Film ändert einige Sachen aus dem Buch und wirkt nicht ganz so rund. Trotzdem skizziert der Film eine mehr als interessante Utopie. Wer "The Man in the high Castle" mag sollte definitiv einen Blick riskieren. Hauer ist klasse. Es wäre toll wenn das Buch noch einmal als hoch budgetierter Mehrteiler verfilmt werden würde.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0