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#562 Der Söldner

@Koch Films
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Ein eigenartiger und etwas ungewöhnlicher Film!

 

Der Söldner (7.5/10)

 

Story:

Der Kalte Krieg wird explosiv! KGB-Agenten (u. a. Klaus Kinski), getarnt als Terroristen, stehlen genug Plutonium, um die Ölvorräte der halben Welt zu vernichten. Die CIA schickt ihren besten Mann: den „Söldner“ (Ken Wahl). Seine Methoden sind gefährlich, illegal und absolut tödlich. Ohne Rückendeckung aus Washington muss er die atomare Vernichtung verhindern und gerät dabei in ein Netz aus Spionen und politischen Intrigen. Die Uhr tickt, und das Ultimatum läuft langsam aus.

Der Söldner ist exclusiv hier im Koch Films Shop zu erwerben.


Der Söldner ist eigentlich ein missverständlicher Titel. Im Original heißt der Film The Soldier. Söldner, Soldat so beides ist der Hauptcharakter eigentlich nicht, geht schon eher in Geheimagent oder Sondereinsatztruppe.

James Glickenhaus das Multitalent der als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent seine Spuren im Independent Film und vor allem in der Actionsparte (in den 80ern) hinterlassen hat, hat eigentlich nicht viele Filme als Regisseur abgeliefert, die bekanntesten sicherlich: Der hier vorliegende Söldner, The Exterminator, Blue Jean Cop, McBain oder The Protector mit Jackie Chan.

Mit seiner mitgeggründeten /mit seinem Partner Leonard Shapiro) Produktionsfirma: SGE: Shapiro-Glickenhaus Entertainment, hat er vielleicht sogar einen noch größeren Beitrag hinterlassen mit Kultfilmen wie Frankenhooker, Red Scorpion oder Maniac Cop.

 

Aber zurück zu Der Söldner. Es ist schon erstaunlich was Anfang der 80er im Filmbusiness möglich war. Da konnte man mit den richtigen Kontakten und Financiers einen richtig ambitionierten Film abliefern, der in verschiedenen Ländern spielt, der eine größere Geschichte erzählen will und der Schauwerte bieten kann ohne das ein Studio dahintersteht.

 

Nach dem überraschenden Erfolg von The Exterminator folgte mit der Söldner eine größere, eine ambitioniertere Story, schließlich geht es hier um Spionage, den Kalten Krieg, Nuklearwaffen und Plutonium.

 

Und diese Eier sich an so etwas zu wagen muss ich mal loben. Hier und da merkt man spürbar das das Budget ausgeht. Stock Footage wird genutzt oder auch das Raketenset, das ist nicht wirklich spektakulär. Auf der anderen Seite bekommt man Sezenen in Philadelphia, Jerusalem und vor allem in Berlin. Wo selbst dann ein Teil der Mauer selbst konstruiert wurde. Extrem ambitioniert und clever.

Ob die Story jetzt wirklich 100% in sich schlüssig und realistisch ist, naja. Sicherlich hat sie ein paar logische Lücken und fühlt sich etwas gezwungen an, aber hey für 90 min kann man ja mal ein Auge zudrücken.

 

Was mich eher überrascht hat (es sind bestimmt 20 Jahre her das ich den einmal gesehen habe) ist das der Film ziemlich atizyklisch verläuft und er immer wieder Highlights hat, aber das das jetzt nicht (also nicht unbedingt) auf einen großen Höhepunkt oder Showdown hinausläuft.

 

Der Film fühlt sich irgendwie nicht wirklich homogen an, es gibt keine klassische Auflösung, keine längere Einleitung, eher Sequenzen die sich zu einem spannenden Film zusammensetzen und einen mitten reinschmeißen.

Actionmäßig das Highlight ist die Sequenz recht zu Beginn im Schnee in St. Anton mit der explodierenden Seilbahn und der Verfolgungsjagd im Schnee. Der Sprung mit dem Porsche über die Berliner Mauer ist auch ein visuelles Highlight. Auch der Start ist interessant, keine große Sequenz, vllt. auch etwas merkwürdig, aber der Unfall und die anschließende Schießerei der "Passanten" ist ein interessanter Hook.

Ken Wahl als Hauptdarsteller war ne interessante Wahl. Zur damaligen Zeit ein recht junger Darsteller auf dem aufsteigenden Ast, aber noch kein Household Name. Durch unglückliche Rollenauswahl und einer Vereltzung wurde es leider auch nix mit einer großen Karriere, aber er hatte ein paar nette Filme wie Boomer oder die Serie: Kampf gegen die Mafia. Er hat den Look und die Ausstrahlung, aber ich würde sagen er war damals etwas zu jung um einen CIA Superagenten zu spielen.

Der nächste bekannte Name war Klaus Kinski. Ich will jetzt nicht über ihn persönlich reden, aber man kann sicherlich sagen: ein extrem schwieriger Charakter mit einer unfassbaren Präsenz auf der Leinwand. Seine Rolle ist sehr klein und macht auch nicht extrem viel, aber er hat einfach diese unglaublich creepy Präsenz (das Outfit war unfassbar). Selbst in dieser kleinen Rolle fügt er dem Film etwas hinzu.

 

Ansonsten gibt es nicht wirklich viele bekannte Darsteller im Film, bis auf Steve James und Joaquim de Almeida (in seiner ersten Kinorolle) als Teile der Einsatztruppe. Vor allem ersterer ist bei Actionfilms natürlich vor allem durch seine Rolle in den Cannon Actionfilmen bekannt und hatte schon bei The Exterminator eine Rolle in einem Glickenhaus Film. Die Charaktere sind nicht wirklich ausgereift, also man bekommt kaum etwas von ihnen außerhalb ihrer Mission mit, wenig Charakterisierung. Vor allem bei der Eingreiftruppe hätte es ruhig etwas mehr sein können.

Auch der Soundtrack ist und macht den Film so speziell. Tangerine Dream hat schon bei der Einzelgänger von Michael Mann einen unfassbar eingängigen, aber eingenartigen und vor allem einzigartigen Soundtrack abgeliefert. Michael Mann hat den etwas besser genutzt, besser eingesetzt und Mann als Perfektionist hat die Bilder mit dem Sound verschmelzen lassen. Bei Glickenhaus wirkt das alles etwas rauher und nicht so perfekt abgestimmt, aber trotzdem hebt das den Film definitiv ein Level höher.

Was den Film so speziell macht, neben der eigenwilligen, antizyklischen Struktur ist das der Film jetzt nicht wirklich patriotisch daherkommt. Die Russen sind jetzt nicht wirklich die guten, aber dadurch das der Soldier mit seinen leuten kaum charakterisiert ist ist es nicht wie sonst in den 80ern. Die bösen, widerwilligen Russen und die netten Amis. Die Amis wollen Israel im Zweifel angreifen um das Öl zu sichern.

Auch das Ende, ist das eine klassische Auflösung, Nein. Ist die Welt besser und sicherer als zuvor, Hell No. Eine mutige Aussage, ein mutiges Ende für einen B-Actioner der einfach nur sein Publikum unterhalten will. Hier und da nimmt er einen Shortcut, nicht alles ist perfekt, dafür ist er an anderen Stellen ambitionierter als erwartet. Er ist definitiv ein Produkt seiner Zeit (80er, Cold War, Berliner Mauer) aber auf der anderen Seite kein klassischer Vertreter, definitiv sehenswert.

Das Mediabook liefert zusätzlich zum Film (mit einem schönen Bild) ein 20 seitiges Booklet und einzelne Interviews (zwischen 10 und 20 minuten) mit Regisseur, Autor und Produzent James Glickenhaus sowie der Casting Directorin und dem Production Designer. Ist jetzt nicht die Mega Fülle an Content, aber für einen B-Actionfilm aus den 80ern den sicherlich die breite Masse nicht kennt, mehr als ordentlich.

 

Fazit: Der Söldner ist ein feines Independent Filmchen aus den 80ern. Ein Film mit großen Ambitionen, aber überschaubaren Mitteln. Kein Actionreißer, etwas schwierig zu greifen, aber ein verdammt interessanter Film. Glickenhaus ist immer eine Sichtung wert.