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#586 Taken / 96 Hours

©20th Century Fox
©20th Century Fox

Ein Meilenstein!

 

Taken / 96 Hours (10/10)

 

Story:

Weil er sie jahrelang für seinen Regierungsjob vernachlässigen musste, hat Ex-Agent Bryan (Liam Neeson) vieles gutzumachen bei seiner Tochter Kim (Maggie Grace). Als die 17-Jährige beim Urlaub in Paris verschleppt wird, bietet sich dem entsetzten Vater die Chance dazu. Mit beispielloser Härte und Konsequenz erklärt er albanischen Mädchenhändlern den Krieg, die Kim in einer geheimen Auktion versteigern wollen. Alsbald zieht sich eine Schneise der Zerstörung durch die französische Hauptstadt, bis Bryan auf dem Boot eines reichen Arabers landet.

 

Review:

Erinnert sich noch einer daran als Liam Neeson kein Actionheld war. Kaum zu glauben aber vor Taken war er dafür nicht bekannt. Ja es gab auch Filme wie Rob Roy, aber er war deutlich mehr als Charakterdarsteller bekannt mit dem Highlight Schindlers Liste.

 

Ich liebe Neeson als Actionheld (auch wenn er langsam zu alt dafür wird) und filme wie Taken, Run all Night, A-Team oder Hard Powder (als Beispiele) machen mir extrem viel Spaß. Da kommt inzwischen zu kurz das der Mann auch ein grandios guter Schauspieler ist.

 

Der Wendepunkt in seiner Karriere ist und war Taken! Dieser Film ist so groß geworden das er inzwischen auf solche Filme festgelegt wird. Das zeigt nur wie einschneidend Taken war und wie großartig.

 

Taken ist so unfassbar komprimiert. In diesen 90 min ist einfach keine Minute verschenkt. Wenn Neeson durch die Albaner und die Unterwelt Frankreichs wütet, dann bleibt kaum Zeit zum durchschnaufen. Neeson schafft es in den Actionszenen zu überzeugen, aber gleichzeitig den emotionalen Kern der Geschichte zu bilden.

 

Mit 56 war er auch noch beweglich genug das man nicht so extrem viel kaschieren musste und er wirkte wie gesagt überzeugend als Kampfmaschine. Mit inzwischen über 70 muss immer mehr mit der Kamera kaschiert werden. Hier war er jedoch topfit.

 

Sein zerfurchtes und liebevolles Gesicht dem nimmt man einfach alles ab: Schrecken, Sorge, Wut, Freude, Sehnsucht. Ich lass mir das folgende nicht ausreden: Was der Mann hier an emotionaler Bandbreite, in einer Art Rache Actioner reinpackt sucht seinesgleichen. Der Film wäre auch ohne ihn gut geworden, Neeson macht den Film jedoch besonders!

 

Der Film hat ein paar tolle WTF Szenen: als er seiner Tochter ganz in Ruhe erzählt das sie gleich entführt wird, das er ein paar spezielle Skills hat, die Fleischwunde bei der Frau des französischen Kommisars, wie er die Albaner auseinandernimmt und und und. Da sind ein paar ikonischen Szenen und Memes rausgefallen, ein gutes Zeichen das der Film in die Popkultur eingegangen ist.

 

Neeson ist der Dreh und Angelpunkt des Films und andere Darsteller werden dadurch etwas zur Staffage und schaffen es nur bedingt Akzente zu setzen.

 

Maggie Grace überzeugt als Tochter und man nimmt ihr und Neeson die Vater-Tochter Beziehung total ab. Was ungemein wichtig ist damit der Film funktioniert. Grace hat nach Taken eine ordentliche wenn auch keine atemberaubende Karriere hingelegt. Neben Filmen wie der Taken Reihe, Lockout, Driven oder Vendetta ist sie inzwischen bei Fear the Walking Dead zu sehen.

 

Famke Janssen die die Exfrau von Neeson spielt wirkt hier und da etwas arg bitchy, aber ihre Rolle wandelt sich schließlich und vor allem hat sie hier ihr Gesicht noch nicht tot liften lassen (siehe z.B. Poison Rose). Eine tolle Frau die inzwischen aber schon sehr unnatürlich aussieht.

 

Es gibt noch ein paar vertraute Nebendarsteller wie Leland Orser oder Xander Berkely zu sehen die ihre Sache gut abspulen. Auch die Bad Guys sind gut gecastet auch wenn es da keine große Namen zu bestaunen gibt.

 

Der Film hat auch ohne Ende zu Nachahmern geführt. Der Film ist eh eine Variation der Men on a Missions Thematik, aber z.B. bekam auch Costner sehr schnell sein eigenes Vehikel im gleichen Fahrwasser (3 Days to Kill) und das ist nur ein Beispiel von vielen.

 

Viele davon unter der Ägide bzw. durch das Produktionsstudio von Luc Besson umgesetzt. Der legendäre Filmemacher hat hier auch das Drehbuch beigesteuert das dann aber von Pierre Morel umgesetzt wurde.

 

Pierre Morel machte vorher sich als Kameramann bei Action Filmen (vor allem bei Filmen von Louis Letterier z.B. Transporter oder Unleashed) und mit seinem Regie Debüt bei Ghettoganz (das Orginal nicht Brick Mansions mit Paul Walker) einen Namen. Nach Taken wurde er durch Filme wie From Paris with Love (auch für Besson), The Gunman und Peppermint zu einem gefragten Action Regisseur.

 

Der Fortsetzungen von Taken hätte es nicht Bedarf. Der Film ist für sich gesehen einfach perfekt. 2 war noch ordentlich, wenn auch überflüssig, Taken 3 dagegen war einfach nur noch schwach und unnötig verkompliziert und verschwurbelt.

 

Wie groß der Erfolg der Filme jedoch war und wieviel Potenzial hier gesehen wurde zeigt sich ja auch dadurch das noch eine Serie entstand. Die Serie, hat es ohne Neeson, trotzdem auf 2 Staffeln gebracht. Gesehen habe ich sie aber nicht.

 

Für die häufige, schwachsinnige Namensgebung in Deutschland ist Taken natürlich ein perfektes Beispiel. Also wenn ich schon den Originalnamen (der überall sonst auf der Welt funktioniert hat) nicht nehme, dann übersetze den doch wenigstens halbwegs und nutze nicht einen anderen generischen englischen Namen. Natürlich hat er nur 96 Stunden Zeit, aber wow mehr sagt der Titel halt auch nicht aus. Spätestens bei den Fortsetzungen hat sich gezeigt das 96 Hours natürlich eine mehr als schlechte Wahl war.

 

Mein einziger klitzekleiner Kritikpunkt am Film ist die ganze Sängerin Geschichte. Hey Holly Valance ist super hübsch und in D.O.A war sie toll, aber dieser Nebenstrang bringt dem Film überhaupt nix.

 

Schlussendlich ist Taken ein Meilenstein, ein (für mich) perfekter Actionfilm der in 90 min extrem ausgewogen und mit hohem Tempo eine einfache, nachvollziehbare Geschichte erzählt und mit Neeson dafür den perfekten Anker gefunden hat. Einmalig!

 

Fazit: Ein Klassiker und ein perfekter Actionfilm, der Neesons Karriere in eine komplett andere Richtung gedreht hat. So erfolgreich das die Nachahmer so aus dem Boden gestampft wurden. Einfach ein geiler Streifen!