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#612 Der Legionär

©Studio Hamburg
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Besser als sein Ruf!

 

Der Legionär (7/10)

 

Story:

Marseille in den 1920er Jahren: Der Preisboxer Alain Lefevre (Jean Claude Van Damme) hat sich leichtfertig auf einen Deal mit dem Mafiaboss Lucien Galgani eingelassen. Er soll einen Schaukampf für den Paten verlieren, doch entscheidet sich kurz vor Ende für das Gegenteil und schaltet seinen Kontrahenten aus. Zusammen mit seiner Ex-Verlobten und Galganis Geliebten Katrina flüchtet Alain vor dem wütenden Gangster, gerät aber schnell in einem Hinterhalt. Bei dem darauffolgenden Zweikampf tötet der Boxer den Bruder des Paten und entwischt. Alain sucht Zuflucht bei der Fremdenlegion und landet in Marokko. Nach einem harten Drill in der afrikanischen Wüste geraten die Legionäre in einen Aufstand von Berberstämmen. 

 

Der Legionär ist sicherlich kein Film der in den Bestenlisten der meisten Van Damme Fans weit oben vorkommt. Ich hatte ihn tatsächlich auch nur 2 mal bisher gesehen und immer wieder verschmäht war er doch als Jungspund einfach nicht das was ich von meinem Handkanten Helden erwartet habe.


1998 war ich 13 und Van Damme mein Held aus Filmen wie Bloodsport, Kickboxer, Harte Ziele, Street Fighter, Timecop, Cyborg und und und.


Der Legionär war ganz anders als alles anderen was er bisher abgeliefert hat. Ja auch in Ohne Ausweg, Leon oder The Quest versuchte er mehr zu Schauspielern, aber es gab immer wieder einige Nahkampfeinlagen die seine Fans zufriedenstellten.


Bei Legionär ist das anderes und damals war keiner bereit (ich auch nicht) oder willens diesem Film eine echte Chance zu geben. Wenn man Sheldon Lettich (Regisseur von Leon, Double Impact und The Order), seinem langjährigen Freund und Kollaborateur so zuhört (hier mein Interview mit ihm) dann wollte Van Damme schon immer beweisen das in ihm einer guter Darsteller steckt. 


Mit Lettich zusammen ersonn Van Damme auch die Idee zum Legionär und wird auch als Drehbuchautor geführt. Er sollte eigentlich Regie führen nur aus unbekannten Gründen wurde diese Position dann mit Peter McDonald besetzt. Dieser durfte Regie bei Rambo III führen (dessen Drehbuch wiederum von Stallone und Lettich geschrieben wurde, kleine Welt). Ihm wurde wohl zugetraut die Massenszenen besser zu inszenieren.


Zurück zum Film, dieser entspricht eher einem Epos als einem Kampfsportfilm und unterwandert aufgrund dessen die Erwartungen der (damaligen) typischen Van Damme Fans. Auf der anderen Seite bekommt Van Damme (damals noch viel mehr) zu wenig Kredit für seine schauspielerischen Fähigkeiten und der Film bekam so keine echte Chance.


Dabei hat der Film vieles was für ihn spricht (was ich aber damals auch so nicht unbedingt sehen wollte). Das Setting ist hervorragend, sei es im Marseille der 20er oder dann später in Marokko. Das sieht extrem hochwertig aus, das es so ein Film überhaupt geschafft hat produziert zu werden war damals schon ein Wunder (inzwischen einfach unvorstellbar das es so einen geben würde).


Aber nicht nur das auch schauspielerisch weiß der Film sehr zu überzeugen. Van Damme erreicht noch nicht die Klasse von Werken wie J.C.V.D aber es kann sich mehr als sehen lassen was er hier abliefert. Dazu ist der Film auch in den Nebenrollen sehr gut besetzt.


Seien es Adewale Akinnuoye-Agbaje oder vor allem Nicolas Farrell als seine Buddys oder Jim Carter der später durch Downtown Abbey Bekanntschaft erlangen sollte alle zeigen hier wahrlich gute Leistungen. Vor allem aber Steven Berkoff ist perfekt für seine Rolle und verleiht dem Film (alleine durch seine bisherige Filmografie) Größe.


Die Figuren sind sympathisch und bekommen auch etwas Hintergrundgeschichten, aber etwas schwächer ist es um das Drehbuch bestimmt das sich einige Klischees und Ungereimtheiten leistet. Auch ist der Film für seinen Pathos und (gewünschte) Größe zu kurz. Einiges wirkt etwas gehetzt und die Einheimischen werden auch etwas blass dargestellt. Den Anführer darf übrigens der alte Van Damme Freund Kamel Krifa darstellen.


In den Schlachten da zeigt sich die Klasse von Peter McDonald (der inzwischen als 2nd Unit Director bei vielen Marvel Filmen arbeiten), die Szenen sind tatsächlich beeindruckend und zeigen die Klasse des Films.


Diese Szenen sind wirklich gut, wer aber Kicks von Van Damme erwartet wird enttäuscht werden. Zu Beginn spielt er einen Boxer und später wird mehr an der Waffe gekämpft. Das macht den Film minder spektakulär, aber als Kampfsportfan ist das kein typischer Van Dammi!


Um den Kreis zu schließen, der Legionär ist ein Film dem man mal wieder eine Chance geben sollte. Auch oder vor allem als nicht Van Damme Fan.

 

Fazit: Der Film geriet damals zu Unrecht etwas unter, es war halt nicht das was man von Van Damme erwartet. Dieser bewies schon damals, dass ein guter Schauspieler in ihm steckte. Man bekommt zwar keine Handkantenaction, aber die Materialschlacht ist recht imposant und gut umgesetzt.