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#666 Angel Heart

©Studiocanal
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Atmosphärischer Klassiker!

 

Angel Heart (9/10)

 

Story:

Verschwundene aufzuspüren gehört zum Alltagsgeschäft des heruntergekommenen Privatschnüfflers Harry Angel (Mickey Rourke). Vor zwölf Jahren verliert sich die Spur des Sängers Johnny Favorite in den Wirren des Krieges. Den ersten Zeugen, den er in die Mangel nehmen will, findet Angel mit einer Kugel im Kopf. Auch zur ehemaligen Geliebten Favorites, einer ebenso attraktiven wie mysteriösen Wahrsagerin, kommt er zu spät. Angel gerät unter Mordverdacht und versucht verzweifelt, den Job loszuwerden. Doch sein Auftraggeber Louis Cyphre (Robert De Niro) erhöht zynisch sein Honorar. Die Spur zu Johnny Favorite wird immer blutiger, der Routinefall wird zum Horrortrip.

 

Für die 666 Review auf dieser Seite müssen wir uns natürlich einen Film schnappen bei dem es um den Teufel geht. Da ich ein großer Fan der Filme der 80er bin fiel die Wahl auf den großartigen Angel Heart.

 
Angel Heart ist eine (für mich auf jeden Fall) großartige Mischung aus Film Noir, Mystery und Horror Film. Der Film ist düster, dunkel, depressiv, er ist schwer zu fassen und gleichzeitig zieht der Film einen tief in sich hinein und man ist fasziniert von dem was man sieht, was man nicht versteht und von der schwülen Stimmung wenn es nach New Orleans geht.

Der Film spielt im Jahre 1955 und ist hervorragend ausgestattet. Dabei nimmt das keinen Fokus von dem Film, es ist einfach ein spannender Background und es gibt dem Film eine weitere interessante Schicht.

Manche Dinge kann man etwas vorhersehen, natürlich ist der Name Louis Cyphre sehr nahe dran an Lucifer und man hat schon eine Ahnung bezüglich der Auflösung des Ganzen (die Saat wird gut gesetzt und es gibt einige Hinweise: z.B. die Aussage von Cyphre, das Eier die Seele repräsentieren, die er dann verspeißt (eine grandiose Szene), die Spiegel, die Waffen und einige mehr), aber wie das umgesetzt wird und vor allem wie man zur Auflösung kommt ist wirklich toll umgesetzt. Es wird vieles angedeutet, ein Film bei dem man mal wirklich mitdenken darf.

Vor allem bei den Szenen in New Orleans bekommt das ganze eine flirrende Stimmung. Man kann die Hitze, den Schweiß, die zunehmende Verzweiflung förmlich spüren. Die zunehmende Verrücktheit und der Ritt am Abgrund der Figur des Harry Angel, das ist super umgesetzt und das liegt auch an Mickey Rourke. Der Film setzt nicht nur auf Schockeffekte (die er durchaus auch zu bieten hat), nein er schafft es eine dauerhaft unbehagliche Atmosphäre aufzubauen und den ganzen Okkultismus wirklich aufregend in den Film einzubauen.

Menschen die Mickey Rourke aktuell sehen bzw. erst in den letzten 10 Jahren kennengelernt haben die können sich gar nicht vorstellen was das mal für ein toller Darsteller war. Für mich ist das hier eine seiner besten Leistungen (vllt. meine liebste von ihm). Er spielt das sympathisch, abgründig, verzweifelt und vor allem am Ende spielt er das überragend. Zum Schluss, als er feststellen muss was passiert ist, das ist grandios, er sieht wirklich innerlich zerstört und irgendwie ausgelöscht aus.

Robert De Niro hat gar nicht so viel Screentime, aber er nimmt jede Szene ein, seine ganze Präsenz, sein Spiel ist auf den Punkt. Dazu die Haare, die Fingernägel, das passt alles wie die Faust aufs Auge, er wirkt einfach bedrohlich und man weiß das hinter der Fassade immer etwas brodelt was nur wartet um im richtigen Moment auszubrechen.

Rourke und De Niro konnten sich am Set tatsächlich überhaupt nicht leiden. Rourke war wohl eingeschnappt das De Niro sich als Method Actor nicht mit ihm unterhalten (abseits des Sets) wollte und ihm die kalte Schulter zeigte. Bis jetzt spricht Rourke nicht sehr vorteilhaft von De Niro.

Bekannteste Nebendarstellerin zum damaligen Zeitpunkt war sicherlich Charlotte Rampling. Die größere Wirkung hatte aber Lisa Bonet. Damals nur durch ihre Rolle als brave Tochter aus der Cosby Show bekannt, was das hier eine total andere Rolle. Sie wirkt unglaublich sinnlich, sexy, unschuldig und gleichzeitig mysteriös. Der ganze Auftritt hat damals für einige Aufregung gesorgt, passte das so gar nicht zur Cosby Show. Die Sex Szene ist wirklich aufregend und spektakulär.

Die Musik hat viele Jazz Einflüsse, was natürlich Sinn macht wenn es nach New Orleans geht, aber es wird auch hier und da experementiert. Mir war gar nicht bewusst das der Film von Mario Kassar und Andrew Vajna produziert wurde. Von den Machern hinter Rambo und Terminator.

Das Drehbuch basiert auf dem Roman Failing Angel. Regisseur Alan Parker (der leider vor knapp 2 Jahren verstarb) hatte eine unfassbar interessante Karriere. Angel Heart stellt für mich den Höhepunkt seines Schaffens dar. Mit Mississippi Burning und Midnight Express hat er zwei weitere Klassiker geschaffen, aber auch Fame und Evita zeigen seine unglaubliche Bandbreite.

 

Fazit: Ein atmosphärischer Trip in den Wahnsinn. Der Film ist meisterhaft inszeniert und bietet eine sensationelle Besetzung. Rourke und De Niro waren Ende der 80er auf der Höhe ihres Schaffens. Fesselnde Atmosphäre, tolle Darsteller, grandiose Bilder, einfach ein toller Film!

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