· 

#107 Vendetta - Alles was ihm blieb war Rache - Aftermath

©KSM Film
©KSM Film

Kein Rachefilm! Ein waschechtes Drama mit einem Arnie der einen wahrlich überzeugt.

 

Vendetta – alles was ihm blieb war Rache oder viel besser einfach Aftermath (7/10)

 

Story: Die Leben von zwei Fremden, dem Vorarbeiter Roman Melnyk (Arnold Schwarzenegger) und dem Fluglotsen Jacob Bonanos (Scoot McNairy), werden nach einem verheerenden Flugzeugzusammenstoß untrennbar miteinander verbunden. Während Jacobs Dienst ereignet sich der folgenschwere Fehler, der schließlich zur schrecklichen Katastrophe führt, bei der alle Passagiere sterben, darunter auch Romans Frau und schwangere Tochter. Jacob und Roman bleiben traumatisiert zurück und jeder für sich versucht mit den Geschehnissen umzugehen. Doch es beginnt ein Kreislauf von Schuld und Rache, der eine zerstörerische Dynamikentwickelt. Wie viele Opfer wird diese Katastrophe noch fordern?

 

Zu aller erst muss man dem Cover und vor allem dem Titel Etikettenschwindel attestieren. Das ist kein Actionfilm oder ein waschechter Rachefilm auch wenn das einem so vorgegaukelt wird. Beileibe ist das kein schlechter Film, wenn man jetzt aber mit den falschen Erwartungen rangeht, dann wird man tierisch enttäuscht sein.

 

Klar ich verstehe das der Film so mehr Verkäufe zieht, aber das wird dem Film nicht gerecht.

Der Film ist ruhig, sehr traurig, pessimistisch und auch deprimierend. Er erzeugt oder hat das definitiv bei mir geschafft eine dauerhaft beklemmende Atmosphäre und Traurigkeit. Ob das daran liegt das ich den Film auf einem Flug gesehen habe (grandiose Idee, einen Film über die Auswirkungen eines Flugzeugunglücks auf einem Flug zuschauen!) oder weil ich mal in Überlingen war und der Hintergrund bzw. die Vorlage / die wahre Katastrophe mir sehr präsent ist, kann ich nicht sagen, aber auf jeden Fall hat mich der Film emotional berührt.

 

Es geht um Schuld und Sühne, auch um Verlust und Verlustängste, Verantwortung und die Suche nach etwas an dem man sich aufrichten kann, dass einem eine Erlösung bietet. Ich als noch junger Familienvater fühle mich den Charakteren doch irgendwie nah und das liegt auch an den wirklich guten Darstellern. Scott McNairy spielt den Fluglotsen stark, auch wenn hier die eine oder andere Szene doch recht plakativ daherkommt. Auch die Szene mit den Anwälten und dem schmierigen Juppie ist arg plakativ, aber diese Szenen sind doch in der Minderheit.

 

Arnold dagegen, zeigt nach Maggie (jeder der den Film noch nicht gesehen hat, sollte das nach holen) das er mehr kann als seine alten One Liner aufzusagen, wenn man ihn den lässt. Dass er kein Pacino/De Niro/Hanks oder wer auch immer ist oder jemals sein wird, geschenkt. Mich nerven auch langsam diese Vergleiche. Nehme ich ihm die Wut, den Zorn, die Angst und die Verzweiflung ab? Ja, das mache ich, er überzeugt vollkommen in seiner Rolle und was will man da mehr erwarten.

 

Das ist auch eher ein Schwarzenegger/McNairy Film als eine Arnie Show. Beide Seiten werden ausführlich und intensiv auf ihrem Weg begleitet und man beide Seiten nachvollziehen. Alle anderen Nebendarsteller neben sich daneben angenehm zurück und machen ihre Sache gut, z.B. Maggie Grace, die auch mehr kann als sich von Liam Neeson retten zu lassen ;) Nur Model Hannah Ware (der schreckliche Hitman Agent 47) wirkt als Journalistin deplatziert.

 

Der Film lässt sich auch Zeit und interessiert sich mehr für seine Charaktere als das Tempo. Das Unglück wird (sicherlich auch aus Budgetgründen) nicht effekthascherisch in Szene gesetzt, was ich im Kontext dieses Films als besser und stärker empfinde. Wer also große Sets erwartet oder Effekte auch der wird enttäuscht. Die Musik wird unterschwellig eingesetzt und auch nur um die Emotionen und Gefühle der Akteure zu betonen, bzw. die Bedrohung klar zu machen. Das aber alles reduziert und angenehm zurückhaltend.

 

Ich muss sagen, der Film ist gut. Ich wurde über 80 Minuten mitgenommen (gut unterhalten hört sich dabei irgendwie komisch an) und auch nicht losgelassen, nur die letzten 5-6 Minuten hätte man sich definitiv sparen können. Dadurch wirkt der Film unrunder und auch nicht mehr so emotional wuchtig.

 

Wer die Geschichte damals verfolgt hat, weiß wie der Film enden wird (jetzt ohne zu Spoilern), nur diesen letzten Schnörkel der nicht wirklich Aussagekraft besitzt, auf den hätte ich gerne verzichtet.

 

Fazit: Ein Film über Schuld, Verlust und Sühne. Mit überzeugenden Darstellern und einem überzeugenden Arnie! Kein Film der Spaß macht oder gute Laune, aber einer der mich emotional mitgenommen hat.