Dennis Gansel wurde 1973 in Hannover geboren. 
Nach einigen erfolgreichen deutschen Filmen durfte er auch mit Stars wie Jason Statham und Tommy Lee Jones, Mechanic Resurrection drehen.

In den letzten Jahren erfüllte er sich mit der Regie bei Lukas der Lokomotivführer einen Kindheitstraum!

Dankenswerter Weise nahm er sich die Zeit meine Fragen zu beantworten.

 

Du hast in vielen verschiedenen Genres gedreht, war das immer ein Ziel von dir ganz unterschiedliche Filme zu drehen? Mädchen Mädchen kann man nicht wirklich mit Mechanic Resurrection vergleichen!
Nein, nicht wirklich ;-) mich hat es damals aber einfach gereizt auch mal ne Komödie zu machen. Meine grossen Vorbilder wie Sydney Pollack haben alle in verschiedensten Genres gearbeitet. Es bleibt viel spannender und abwechslungsreicher.

 

Als du Jung warst, welche Filme haben dich da beeindruckt und haben dazu geführt das du Regisseur werden wolltest?

Das waren vor allem Filme von Orson Welles und Steven Spielberg. Ich habe irgendwann DER PROZESS von Welles gesehen und danach wusste ich, das will ich machen.

 

Du hast beinahe immer einen Auftritt in deinen Filmen, ist das für dich eine Regisseur Tradition oder woher kommt das? Arbeitest du auf eine Schauspielkarriere hin?

Das ist so ne Marotte, die ich von Hitchcock übernommen habe, das machen ja viele Regisseure. Leider konnte ich keine Rolle in Mechanic oder Jim Knopf finden. Einmal erschossen werden von Jason hatte ich vor. Hat nicht geklappt ;-)

 

©Constantin Film
©Constantin Film

Du schreibst viele deiner Filme selbst oder schreibst an den Geschichten mit, macht dir das Spaß oder ist das eher Pflichtveranstaltung?

Nein, das ist der wichtigste Prozess für mich beim Filmemachen und dementsprechend involviert bin ich da.

 

Ich war überrascht als ich bemerkt habe das du der Regisseur von Mädchen, Mädchen warst. Wie kam es dazu und wie sind die Erinnerungen an den Dreh und deinen ersten größeren Film?

Ich fand den Dreh sehr lustig aber auch anstrengend, da ich noch kein richtiges Gefühl für Komödie hatte. Beim Thriller fühle ich mich per se heimischer. Aber ich kam von einem TV Film, der zwar hochgelobt war aber eben nur im TV lief. Mädchen, Mädchen war die Chance Kino zu machen und der grosse Erfolg half mir dann NAPOLA finanziert zu bekommen. Ich bin mit dem Film sehr zufrieden, er ist immer noch lustig und wenn man sich ansieht was aus den beteiligten Schauspielern wurde, macht mich das schon stolz. Es war der erste Auftritt von Elyas M Barek, Karoline Herfurths erste grosse Kinohauptrolle und auch die von Felicitas Woll, Diana Amft und Max Riemelt. Es war auch der erste Kinoauftritt von Henning Baum, der jetzt mein Lukas der Lokomotivführer ist.

 

©Constantin Film
©Constantin Film

Dein nächster Film Napola war ein großer Erfolg, Wie kamst du auf die Idee?

Mein Grossvater war auf einer Reichskriegsschule und hat mir von NAPOLAS berichtet. Das hat mich als Kind schon interessiert und als ich dann anfing zu recherchieren und mit Zeitzeugen zu sprechen fragte ich Maggie Peren die schon am PHANTOM und MÄDCHEN MÄDCHEN gearbeitet hatte, ob sie Lust hätte das mit mir zu schreiben.

 

Was hat dich daran so gereizt?

Ich wollte zeigen, warum viele junge Menschen so fasziniert von dem System waren. Die Verführung stand im Vordergrund und das konnte man anhand der Napolas gut aufzeigen.

 

Zwischen Napola und die Welle vergingen knapp 4 Jahre, woher kommt diese relativ lange Pause?Napola bekam durchwachsene Kritiken und fiel beim deutschen Filmpreis schon in der Vorauswahl durch. Ich hatte es schlicht recht schwer einen neuen Stoff finanziert zubekommen und orientierte mich erstmals in Richtung USA wo Napola sehr gemocht wurde.

 

Die Welle basiert auf der gleichnamigen Geschichte. Es gab ja bereits eine Verfilmung, was war dein Ansatz bei dieser Verfilmung, wieso ist dir diese Geschichte so wichtig gewesen?

Das Thema Verführung im dritten Reich hatte ich bearbeitet nun stand die Frage im Raum, wie es mit uns heute bestellt ist. Wäre eine Diktatur heute noch möglich? Diese Frage (die heute noch viel aktueller ist, als vor 10Jahren) hat mich schon sehr lange beschäftigt.

 

Dennis Gansel mit Jennifer Ulrich und Max Riemelt
Dennis Gansel mit Jennifer Ulrich und Max Riemelt

Du besetzt Max Riemelt ja immer wieder, was bringt er als Schauspieler mit was dazu führt das du ihn regelmäßig einsetzt bzw. ihm auch Rollen auf den Leib schreibst?

Ich finde ihn einfach toll und spannend. Und es macht grosse Lust mit ihm zu arbeiten. Er inspiriert mich immer zu spannenden Figuren.

 

Wir sind die Nacht, ist ein Genrefilm. Der Film wurde damals relativ kontrovers aufgenommen, Genrefilme aus Deutschland, das ist definitiv eine Ausnahme. Warum ist das aus deiner Sicht so und wie schwierig war es ihn finanziert zu bekommen?

Sehr schwierig, und nur der Erfolg der Welle hat ihn möglich gemacht. Es gibt einfach zu wenig Beispiele für erfolgreiche Genrefilme aus Deutschland. Deshalb machen alle Finanziers einen Bogen darum. Eine leider verständliche Haltung. Ich habe es mittlerweile auch etwas aufgegeben. Genre, das ist etwas, was in Deutschland mittlerweile aber sehr gut in der Serie funktioniert.

 

Die vierte Macht war dein nächster Film, dieses mal eher ein politischer Thriller. Welche Filme haben dich zu dieser Geschichte inspiriert?

Das waren „Drei Tage des Condor“ und natürlich die Situation in Russland. Die Machtergreifung Putins und die anschliessenden Ereignisse sind wirklich abenteuerlich.

 

Wie war es mit Rade Serbedzija zu arbeiten?

Ganz, ganz toll. Ich bin ein grosser Fan von ihm.

 

Dennis Gansel mit Jason Statham am Set von Mechanic
Dennis Gansel mit Jason Statham am Set von Mechanic

In meinem Blog geht es vor allem um Actionfilme deswegen sollte es dich ja nicht wundern das ich dir ein paar Fragen zu Mechanic stellen werde. Wie bist du auf dem Regiestuhl gelandet? Was hat dich an diesem Projekt so gereizt?

Der Film wurde mir angeboten und ich hatte vor eine Art dirty James Bond aus ihm zu machen, das fand ich sehr reizvoll.

 

Der erste Teil wirkt eher wie ein Thriller, während dein Film doch etwas „spektakulärer“ daherkommt. War das bewusst? Der Charakter Arthur Bishop wirkt in eurem Film etwas mehr wie James Bond.

Ja genau, das war der Ansatz. Die Welt grösser und spektakulärer zu zeigen.

 

Du hast ja das Drehbuch nicht geschrieben, wie hoch war dein Einfluss auf den Film?

Leider weniger als ich wollte. In Hollywood -so meine Erfahrung- ist der Einfluss den man als Regisseur am Anfang hat sehr gross, also in Meetings und im Buchprozess und wird dann konstant immer weniger, je näher der Dreh rückt. Das war diesmal leider auch so. Meine Version des Filmes die ich machen wollte, unterscheidet sich doch sehr vom Endprodukt.

 

Wie war es mit Jason Statham zuarbeiten? Was ist er für ein Charakter?

Ein cooler Typ. Jemand mit dem man gerne abends ein Bier trinken würde. Beim drehen selber hochkonzentriert und auch mal sauer, wenn ihm Sachen nicht schnell genug gehen.

 

Dennis Gansel mit Tommy Lee Jones am Set von Mechanic
Dennis Gansel mit Tommy Lee Jones am Set von Mechanic

Wie war es mit Tommy Lee Jones zuarbeiten, der Mann ist ja eine Legende. Konntest du auch von ihm etwas lernen?

Ja, Effizienz ist alles. Wir hatten eine Stunde Rollengespräch, danach war alles für ihn klar und es ging direkt in die Maske zum Haare schneiden und ins Kostüm. In seinem Trailer läuft beim Dreh immer klassische Musik und er liest „Krieg und Frieden“. Wir hatten eine tolle Zeit, ich weiss jetzt nicht nur viel mehr über russische Dichter sondern auch über Rinderzucht und den Vietnamkrieg.

 

Wie würdest du die ganze Erfahrung Mechanic für dich bewerten? Würdest du es wieder machen?

Es war toll, aber beim nächsten Mal brauche ich mehr Kontrolle über den gesamten Prozess.

 

Kannst du dir einen weiteren Ausflug ins Action Genre vorstellen? Was ist das spannende an diesem Genre?

Ich liebe gute Actionfilme. Das macht einfach Spass und sie sind mit anderen Genres wie Thriller oder Sci- Fi oder auch Komödie gut zu kombinieren.

 

Wenn du deine Top 5 der Actionfilme erstellen müsstest, wie würde diese Liste aussehen?

Die Hard 1, Terminator 2, John Wick, Crying Freeman, Matrix

 

Dennis Gansel mit Shirley Mclaine
Dennis Gansel mit Shirley Mclaine

Der Bruch von Mechanic zu Jim Knopf könnte größer kaum sein. Wieso wolltest du diese bekannte Geschichte unbedingt verfilmen?

Es ist mein Kindheitstraum und ich finde ja das es eigentlich ein Fantasyfilm ist. Was könnte schöner sein? Und das Tal der Dämmerung ist doch eine schöne Action- Szene, oder?

 

Wie konntet ihr Shirley Mclaine für den Film gewinnen?

Das haben die Produzenten Christian Becker und Matthias Rosenberger organisiert. Sie konnten Shirley von der Magie der Geschichte überzeugen. Die 4 Drehtage mit ihr gehören zu meinen schönsten Berufserfahrungen. Abends hat sie uns immer spannende Geschichte über ihre Zeit mit Frank Sinatra erzählt.

 

Dennis Gansel mit Sibel Kekilli und Ewan Rheon
Dennis Gansel mit Sibel Kekilli und Ewan Rheon

Berlin, I love You ist ein Episodenfilm mit mehreren Geschichten und verschiedenen Regisseuren. Was kannst du uns über deinen Part erzählen und mit welchen Schauspielern hast du gearbeitet?

Ich hab mit Ewan Rheon und Sibel Kekilli gearbeitet und in meiner Geschichte geht es um einen whistleblower in Berlin.

 

Wo siehst du deine Zukunft, bei deutschen Projekten oder doch eher international

Beides reizt mich. Und Serien möchte ich machen.

 

Was ist für dich dabei der größte Unterschied?

Da ich nur einen US Film gemacht habe, der auch kein Studiofilm war, sind meine Erfahrungen noch zu gering um es beurteilen zu können. Tendenziell sind die Budgets in den USA natürlich höher und es werden ganz andere Genres als in Deutschland gemacht, wie eben Action und Thriller.

 

Was sind deine nächstenProjekte?

Ich arbeite an einer Serie und an einem Kinostoff der im zweiten Weltkrieg spielt.

 

Dennis Gansel mit Jessica Alba
Dennis Gansel mit Jessica Alba

Und noch die abschließende Frage, was würdest du anderen Regisseuren raten/sagen die selbst mal einen Actionfilm drehen wollen? Was ist der größte Unterschied zu anderen Genres, auf was muss man besonders achten, auf was muss man sich besonders einstellen?

Man sollte viel storyboarden und die stunts sehr genau mit dem Stunt Coordinator vorbereiten. Zentrale Fragen sind das genaue Action Design, sonst bekommt man oft generisches Zeug vorgeschlagen, was man schon viele Male gesehen hat. Und man muss die Stunts vorher mit den Stuntleutenproben und aufzeichnen. Aus dieser Sequenz sollte man dann screenshots machen, die das Storyboard ersetzen oder ergänzen. Dann kann man beim Dreh sehr schnell arbeiten und kommt auf die Menge an shots die man möchte.

 

Danke für deine Zeit Dennis!