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#246 Paul Verhoeven -The Complete Films

©Taschen GmbH
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Paul Verhoeven ist ein Genie und das Buch wird seinem Schaffen gerecht

Paul Verhoeven (8/10)

 
Dieses Buch kam 2005 auf dem Markt und wurde vom Taschenverlag herausgegeben.
Das Buch hat nun gute 14 Jahre auf dem Buckel.

 

Bis auf Black Book und den aktuellen Elle sind alle Filme von Verhoeven enthalten und werden besprochen.

Für mich war vor allem seine Karriere vor Hollywood interessant, da ich bis auf Flesh and Blood der seine erste internationale Produktion darstellte, keinen Film seiner Zeit aus Holland kannte.

 

So ist es wirklich interessant zu sehen das sich die Themen Sex und Gewalt durch die Karriere von Verhoeven ziehen und in jedem seiner Filme eine gewichtige Rolle spielen. Mal expliziter oder grausamer, mal grotesker oder etwas dezenter, aber immer vorhanden.


Dabei sind vor allem die Kommentare von Verhoeven Gold wert zum Verständnis. Seine Argumentation ist schlüssig und man kann seine Sichtweise definitiv nachvollziehen und es bietet, denke ich, für viele noch einmal einen möglichen neuen Blickwinkel auf seine Filme.

Die Filme aus Holland bekommen dabei genauso viel Raum in Buch wie sein Hollywood Schaffen und auch nicht realisierte Projekte werden angesprochen.

 

Für mich ist der Mann ein Genie das immer etwas an der Klippe des Wahnsinns tänzelt.
Was so genial an ihm ist, dass Filme wie Robocop, Total Recall und Starship Troopers auf der einen Seite als einfache Action und Unterhaltungsfilme funktionieren, aber unter diesem Deckmantel so unglaublich viel schlummert.

 

Man kann Starship Troopers als faschistisch verurteilen oder als Kritik am Naziregime werten. Als Satire auf unsere Medienwelt oder wie gesagt sich einfach berieseln lassen.

 

Das gleiche gilt für Robocop, der funktioniert als Actionfilm, aber auch als Kritik an der Unternehmensgier und als Parabel auf Kreuzigung und Wiederauferstehung.

 

Bei Total Recall ist die Deutung ob die Geschichte Realität oder Fantasie ist auch manigfaltig möglich und einheitlich lässt sich das nicht bestimmen.

 

Deswegen finde ich Verhoeven, auch wenn Basic Instinct ein toller Thriller ist (quasi seine Hitchcock Hommage), bei Sci Fi Filmen am stärksten. Hier konnte er sich einfach so herrlich austoben und so viel reinpacken, weil unter dem Deckmantel der Fiktion, der Fantasy einfach mehr möglich ist.

 

Natürlich werden auch Hollow Man, Showgirls, sein größter Flop und der Film wo er sich am meisten verzettelt hat sowie wie gesagt alle holländischen Produktionen besprochen.

 

Dabei wird jeder Film mit großformatigen Bildern vorgestellt, darunter auch viele Behind the Scenes Bilder (auch Skizzen und Drehbuchauszüge gibt es zu sehen), aber auch besprochen. Dabei kommt auch der Meister durch Zitate selbst zu Wort und es wird bei jedem Film herausgearbeitet was Verhoeven mit diesem Film zeigen bzw. aussagen wollte. Dabei ist Verhoeven aber auch ehrlich genug mitzuteilen wenn aus seiner Sicht mal etwas schief gegangen ist.

 

Insgesamt ist das Buch für alle Fans von Verhoeven ein Muss, richtet sich aber auch an alle die ihn und sein Schaffen kennenlernen wollen. Mich hat es persönlich sehr neugierig auf seine holländische Phase gemacht, die Filme habe ich ja wie gesagt noch nie gesehen.

 

Wenn ich was zu kritisieren hätte, dann hätte ich mir noch mehr Seiten gewünscht. Mehr Inhalt hätte dem Buch nicht geschadet und auch sein Schaffen gibt ja genug her. Auch warum die Beziehung zu Rutger Hauer so in die Brüche ging, hätte intensiver besprochen werden können, beinahe müssen.

Fazit: Ein tolles Buch über das Schaffen von Paul Verhoeven. Informativ, hintergründig, unterhaltsam wie der Regisseur selbst. Jeder Film seines Schaffens bis Hollow Man wird besprochen und erklärt, nur ein paar Seiten mehr hätten es schon sein dürfen.

 

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