· 

#247 Flesh+Blood

©Koch Media
©Koch Media

Ein faszinierender Film!

 

Flesh and Blood (7/10)

 

Story:

Söldneranführer Martin (Rutgar Hauer) und seine Truppe (unter anderem Brion James) stellen sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts gegen ihren betrügerischen Auftraggeber Lord Arnolfini und entführen aus Rache die für dessen Sohn (Tom Burlinson) vorgesehene Prinzessin Agnes (Jennifer Jason Leigh). Die findet nach schweren Misshandlungen doch noch zu Martin, der mit seinen Söldnern brandschatzend und mordernd schließlich auf die finale Konfrontation mit Arnolfinis Mannen wartet.


Der Film ist nicht wirklich so wie ich ihn erwartet habe, aber ein Erlebnis. Ich hatte mich vor der ersten Sichtung nicht mit dem Film beschäftigt und war mitunter, verstört, leicht schockiert, begeistert aber vor allem immer gefesselt von dem was ich auf dem Bildschirm sehen durfte.

Paul Verhoeven wollte einen dreckigen Film machen der das Mittelalter als düster, pervers, gewaltvoll ohne Moral darstellt und das hat er definitiv geschafft. Im Vergleich zu anderen Ritter oder Mittelalterfilmen aus Hollywood die diese Epoche schönfärbten und romantisierten, gibt es hier eher harte Kost.

Verhoeven übertreibt es an manchen Stellen zwar vielleicht etwas (selbst für meinen Geschmack) und der Film schafft die Balance nicht so genial wie seine späteren Klassiker: Total Recall, Robocop und Starship Troopers, aber das ist definitiv ein wichtiger Film in seinem Schaffen.

Nicht nur das der Film die erste internationale Produktion außerhalb der Niederlande für ihn darstellte, nein es kaum auch zum Bruch zwischen ihm und seinem bis zu diesem Zeitpunkt Lieblingsdarsteller, Rutger Hauer. Der erwartete wohl eine andere Ausrichtung des Films und da beide wohl sture Gesellen sein sollen, kam es zum Bruch.

Man merkt aber auch wirklich ohne es zu Wissen an den Bildern das das ein Verhoeven ist, keiner war zu dem damaligen Zeitpunkt so klar und offensiv in der Darstellung von Gewalt und Sex. Kaum einer ist daran auch so interessiert wie der gute Paul.

Schauspielerisch kann man nicht meckern, Rutger Hauer ist ein interessanter Lead und alleine aufgrund seiner Art war er nie der klassische Held, deshalb ist er für die Rolle des archaischen und rohen Söldners wie geschaffen, dazu bringt er sein Charisma auch mit ein. Das der Mann eine Erscheinung ist, ist wohl unbestritten. Ein paar der anderen Darsteller war aber auch ekelhaft genug um ihre Rollen gut auszufüllen. Schön ist es auch Brion James in dem Film zu sehen.

 

Jennifer Jason Leigh ist übrigens großartig als junge, manipulative Prinzessin. Ihre Rolle bekommt einiges ab, ist aber nie schwach, ganz im Gegenteil sie wird mit dem Verlauf des Films immer stärker, selbstbewusster und weiß ihren Körper als Waffe einzusetzen. Es ist toll das sie mit Hateful Eight auch noch einmal verdient ihre Lorbeeren bekommen hat.

Paar Szenen waren (und sind es für aktuelle Sehgewohnheiten) so roh und explizit, vor allem bei der Darstellung von sexueller Gewalt, man glaubt nicht was man da sieht, aber sie ziehen einen in den Film und er schafft eine ganz eigene morbide und dreckige Atmosphäre, er zieht einen wirklich in diese Welt rein.

Der Film war ein Flop, da der amerikanische Markt für einen solchen Film wohl einfach nicht bereit war. Das macht ihn aber nicht schlecht.

Er ist definitiv einer der wichtigsten Filme im Schaffen von Verhoeven, dieser finanzielle Fehlschlag, mit allen Problemen die er am Set hatte, führten ihn schlussendlich nach Hollywood und bescherten uns einige grandiose Klassiker.

Fazit: Ein faszinierender Film. Nicht der beste Verhoeven, aber hart, dreckig, abgründig und nie langweilig.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0