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#557 Heat

©Warner Home Video
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Ein Meisterwerk! Für mich der Beste Film aller Zeiten!

 

Heat (10/10)

 

Story:

Er arbeitet genial, eiskalt und präzise. Neil McCauley (Robert De Niro), ein Profigangster, Boss einer straff organisierten Bande. Vincent Hanna (Al Pacino) ist ein fanatischer Cop, ein Profi ohne Illusionen. In den Straßenschluchten von L.A. prallen sie aufeinander - und nur einer kann das Duell überleben...

 

Um zu verstehen was für ein Ereignis Heat war als er ins Kino kam muss man sich mal vor Augen führen was da damals auf die Leinwand gekommen ist. Das erste wirkliche (Pate 2 zählt nicht) Zusammentreffen der beiden Leinwandgiganten Pacino und De Niro. Heute, für jüngere Leute inzwischen einfach nur alte Männer waren das damals die beiden wichtigsten Schauspieler der letzen 25 Jahre.

Beide haben in den Jahrzehnten zuvor Meisterleistungen und Filme für die Ewigkeit abgeliefert: Der Pate, Der Pate 2, Taxi Driver, Der Duft der Frauen, Scarface, Goodfellas, Dog Day Afternoon, Serpico, Kap der Angst, Wie ein wilder Stier und und und, die Liste ist beinahe endlos. Beides natürlich Oscar Darsteller und die besten Schauspieler (mindestens) ihrer Generation!

Das war ein Treffen der Giganten, das von Michael Mann genial inszeniert wurde, aber dazu später mehr. Michael Mann hatte sich durch seine Arbeit an der Serie Miami Vice, durch Filme wie Manhunter und Thief einen guten Namen erarbeitet. Der Erfolg von der letzte Mohikaner machte aber schlussendlich die Mittel frei sein Herzensprojekt auf die große Leinwand zu bringen. Alles wurde an Locations gedreht, keine Sound Stages und das mit über 100 Drehtagen.

Es weiß vielleicht noch nicht jeder das Heat schon 1989 als TV Film Showdown in L.A verfilmt wurde. Der Film wurde von NBC dramatisch gekürzt und Mann mag das fertige Produkt nicht. Das Drehbuch lag also bereits vor, aber Michael Mann wäre er nicht selbst wenn er in den Jahren dazwischen nicht weiterhin daran gearbeitet hätte und das immer weiter perfektionierte. Etwas was man dem fertigen Film total ansieht.

 

Ich finde diesen Film perfekt. Einfach perfekt. Ich habe hier nichts zu kritisieren. Der Film geht beinahe 3h, aber er zieht sich überhaupt nicht. Er ist episch ohne langatmig oder abgehoben zu wirken. Nein er wirkt real, aufgrund der Charaktere, deren Beziehungen untereinander und der Fülle an lebensechten Figuren.

Im Mittelpunkt stehen natürlich Pacino als Cop und De Niro als Gangster. Beide stellen quasi ihr Spiegelbild auf der anderen Seite des Gesetztes dar. Ich finde es grandios wie beide eigentlich nur die Kontrolle haben wenn sie ihren Job ausüben, dann haben Sie die Kontrolle, im "normalen" Leben, da wirken sie verloren bzw. fahrig. Wenn die "Action" los geht, dann sind die beiden in ihrem Element und leben.

 

Das Spiel der beiden ist grandios, jede kleine Regung wird genutzt um etwas auszusagen, man sieht zwei grandiosen Meistern bei der Ausübung ihrer Kunst zu. Das absolute Highlight des Films ist für mich nicht die Schießerei, sondern die Szene im Restaurant. Nicht nur die Szene alleine der Weg dahin, Pacino hat eine Idee, setzt sich in den Hubschrauber und findet De Niro, verfolgt ihn im Auto, das alles unterlegt mit einer grandios pulsierenden Musik, quasi dem Höhepunkt (dem Zusammentreffen) entgegenen. Das ist große Kunst.

Zur Szene im Restaurant, das ist ein grandioser Kniff, so etwas hatte man zuvor noch nicht gesehen. Die Gegenspieler halten ein nettes Pläuschen, anstatt sich zu bekriegen. Wenn man es sich überlegt sieht man die beiden nur ein paar Minuten zusammen in Film, aber Mann steuert da die Vorfreude oder Anspannung auf das Zusammentreffen perfekt. In einer Sequenz scheinen sie sich über eine Wärmekamera anzustarren. Sie reden übereinander, aber nicht miteinander. Erst im Restaurant und da wird mit wenigen Dialogen gezeigt das die beiden sich sehr ähnlich, sogar sympathisch sind, aber die Arbeit ist ihr Leben und keiner von beiden wird einen Schritt zurück machen. Das Schicksal treibt die beiden auf ein Duell zu.

Auch das Ende ist ein perfektes Sinnbild für die Beziehung der Beiden und ein grandioses Abschlussbild. Obwohl beide sich jagen, findet man beide sympathisch und fiebert mit. Obwohl McCauley ein ziemlicher Soziopath ist, hat er seine Regeln, in denen er lebt und in denen er loyal ist. Hanna ist genauso, nur er ist Cop geworden und versucht Menschen zu retten. Einfach eine tolle Leistung der beiden und bei jeder erneuten Sichtung fallen mir neue Details in ihrem Schauspiel auf. Noch einmal, einfach nur grandios!

 

Aber da hört es ja nicht auf, das wäre zwar schon genug für einen tollen Film, aber hier wird aus allen Rohren geschossen. Jede Rolle ist prominent und stark besetzt. Das fängt schon bei den Teams der beiden Alphas an. De Niro hat zum Beispiel Val Kilmer zur Seite. Heute vielleicht nicht mehr so ein großer Name, damals kam er aber frisch vom Set (bzw. wechselte zwischen den Sets) von Batman Forever. Er war zu dieser Zeit ein Megastar und spielt hier die dritte Geige.

Dazu kommen beim Team der Gangster: Danny Trejo, damals noch nicht so abgenudelt sondern ein frisches Gesicht und Tom Sizemore. Sizemore der seine Karriere durch Drogen quasi komplett zerstörte war damals ein gern gefragter und extrem guter Nebendarsteller: Soldat James Ryan, Black Hawk Down, aber auch Natural Born Killers. Kevin Gage nimmt eine wichtige Rolle in der Geschichte als Waingro ein und verdammt, man hasst ihn sofort auf der Leinwand.

In Pacinos Team ist es nicht weniger prominent: Ted Levine (das Schweigen der Lämmer und Monk), Wes Studi (der letzte Mohikaner), Mykelti Williamson (Ali) und überraschenderweise Kickbox Champion und B Filmer Jerry Trimble (hier mein Interview mit ihm, auch über Pacino und Heat).

Auch das sollte für einen grandiosen Film reichen, aber wirklich jede kleinste Nebenrolle ist klasse besetzt. Tom Noonan (Blutmond, Robocop 2) hat eine kleine Rolle als Planer des Bankraubs im Rollstuhl. William Fichtner ist ein schmieriger Banker, Dennis Haysbert kommt als Ersatzfahrer ins Spiel und hat seine eigene kleine Storyarc. Auch Hank Azaria und Jeremy Piven gibt es zu sehen. Jon Voight hat eine tolle Nebenrolle als Nate, Stilecht mit Vokuhila ist er der Mann für alles. Der letzte Vertraute von McCauley der alles koordiniert. Ansonsten gibt es auch überall noch bekannte oder semi bekannte Gesichter zu erkennen.

Ein paar Wörter zu den Frauen in Heat. Ja Michael Mann beschäftigt sich sehr mit den Geschichten von Männern. Diese stehen im Mittelpunkt, aber das heißt nicht das die Frauen keine wichtigen Stimmen im Film haben. Die junge Ashley Judd zum Beispiel zeigt die Schwäche der Rolle von Val Kilmer und trotz allem lieben sich die beiden.

Amy Brenneman als Eadie stellt perfekt die Unschuld dar nach der sich De Niros Charakter so sehr (unbewusst) sehnt. Das merkt man vor allem in der Restaurant Sequenz mit seiner Crew. Sie durchbricht seinen Panzer und seine perfekte Welt. Mit ihrem kennenlernen ist sein Scheitern quasi schon besiegelt.

Auf der anderen Seite hat Pacinos Hanna seine dysfunktioale Familie mit Diane Venora und einer blutjungen Natalie Portman. So sehr er es versucht ist Hanna einfach kein Familienmensch und auch nicht gut für die Familie. Bezeichnend ist die Szene im Krankenhaus, eigentlich sollte er bei ihnen bleiben, aber er jagt McCauley, er kann es nicht unterdrücken, er muss ihn fassen und dann fliegt er quasi die Treppen runter, er ist frei und lebt in dem auf was er am liebsten tut.

Auch hier gleichen sich die beiden wieder, sie würden gerne ein normales Leben führen (bzw. reden sie sich das ein), aber fähig sind sie nicht..Sie schaden eher ihren Partnerrinnen und sind am Ende alleine bzw. haben sich. Auch da passt das Abschlussbild wieder perfekt. Die beiden verstehen sich besser als das jemals jemand anderes könnte.


Die Schauspieler sind also mehr als Güteklasse A, aber auch alles andere ist einfach wahnsinnig gut abgestimmt. Die Dialoge sind selten ausschweifend, meistens auf den Punkt und haben immer Bedeutung, entweder in den Charakteren oder in der Weiterentwicklung der Story.

Die Bildkompositionen (das coole kühle Blau überragt) sind ein Traum. Alles was im Bild zu sehen ist soll da auch bewusst so sein. Das Bild von De Niro in seinem Haus am Strand mit der Glasfront zum Meer ist alleine schon ein Gemälde für sich.

Die Musik treibt den Film wenn es ihn muss, der Film kommt aber auch ohne aus. Wie in der Schießerei. Damals war diese Szene bereits legendär. Ein so langes Schussgefecht abwechslungsreich, interessant, nicht langweilig und so aufregend zu gestalten ist schon eine Klasse für sich. Zusätzlich ist sie noch sehr realistisch. Mann ist ein Künstler darin Fans von Actionfans anzusprechen ohne dabei die Realität über Bord zu werfen, das kann keiner so gut wie er.

 

Der Realismus zeigt sich dadurch das die Szene in der Kilmer schnell seine Magazine wechselt wohl Rekruten für die Marines vorgespielt werden. Natürlich wurde auch diese Sequenz minutiös geplant und Mann hat alle Darsteller vorher durch ein Trainingscamp und durch eine Waffenschulung geschickt.

Man bekommt hier vielleicht Action und Thrillersequenzen, aber sie sind nur Mittel zum Zweck, sie sind nicht Mittelpunkt des Films! Ich liebe Actionfilme, ich liebe Cannon, aber was Mann leistet ist einfach nur toll. Ihm ist die Geschichte wichtig, die Entwicklung, die Beziehung und Realität der Charaktere. Er erzählt keine moralische aufgeladene Geschichte sondern er versucht einfach den Charakteren treu zu bleiben und das schafft er!

Einfach ein Meisterwerk, für mich der beste Film aller Zeiten. Schauspieler, Regie, Dialoge, Dramatugie, Musik, Bilder, alles passt zusammen, ist ineinander verworben und verstärkt sich. Ein Traum!

Fazit: Ein Meisterwerk! Jede Besetzung, jede EInstellung ist perfekt. Keine Szene ist unnötig oder zu viel, alles ist bis ins Details passend und genial abgestimmt. Zwei der besten Schauspieler aller Zeiten auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Für mich der beste Film ever!