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#560 The Cannon Film Guide: Volume I

©BearManor Media
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Für Cannon Fans ein Muss!

 

The Cannon Film Guide: Volume I (8.5/10)

 

Inhalt:

The Cannon Film Guide Volume I explores forty films and franchises produced by The Cannon Group, the most prolific b-movie studio of the 1980s, during the company's first five years under the command of cult film legends Menahem Golan and Yoram Globus. Through in-depth studies and behind-the-scenes stories from the people who made them, this volume examines such beloved, VHS-era classics as the Breakin', Missing in Action, Hercules, and Death Wish movies, Revenge of the Ninja, Ninja III: The Domination, The Apple, Bolero, Exterminator 2, The Last American Virgin, and many more.

 

Jeder der mich kennt und diese Seite besucht dem sollte klar sein das ich ein großer Fan von Cannon war bzw. immer noch bin. Die Geschichte dieser Filmschmiede, dieses Husarenstücks zweier Israelis ist bereits legendärer als ihre glorreichen und berüchtigten Filme. 

 

Was Autor Austin Trunick hier vorlegt kann sich wirklich sehen lassen, das wird sicherlich zu einem Standardwerk und zu einer Pflichtlektüre für viele Cannon Liebhaber. Was mir am besten gefällt ist der lockere und leichte Schreibstil den Trunick pflegt. Das kommt dem Lesefluss zu gute und auch wer nicht perfekt englisch spricht wird dem Buch gut folgen können.

Das Buch beschreibt in kurzen Sätzen wie der Werdegang von Golan und Globus aussah und auch wie die beiden bei Cannon einstiegen. Das ist aber nur sehr kurz und mir etwas zu kurz, alleine dafür hätte man einige Seiten spendieren sollen. Das ist aber nicht ganz fair als Kritik, da Trunick es sehr klar macht das es ihm mehr und in erster Linie um die Filme geht.

Dadurch das er versucht so ziemlich alle Filme von Cannon (chronologisch) zwischen 80-84 zu besprechen bekommt man auch einige weniger bekannte Filme zu Gesicht und das ist ja das komplexe und grandiose an Cannon. Auf der einen Seite diese Flut an Videothekenkrachern und Actionfilmen von der Stange die die meisten (ICH ICH ICH) so lieben, aber auch Filme mit tatsächlichem künstlerischem Anspruch. Diese Jagd, dieser Wahn als großes Filmstudio anerkannt zu werden führte auch dazu das sie einem John Cassavettes freie Hand gaben, dem vielleicht wichtigsten Independent Regisseur aller Zeiten. Vor allem Golan wollte unbedingt künstlerisch anerkannt werden.

Es werden auch kleinere, unberkanntere Filme besprochen. Ich kannte zum Beispiel the Championship Race nicht, trotzt des imposanten Casts um Robert Mitchum, Martin Sheen usw. Auch wusste ich nichts vom Skandal den Robert Mitchum verursachte. An solchen Stellen hat mir das Buch unfassbar Spaß gemacht, man kauft sich so ein Buch ja auch um unbekanntere Filme und Geschichten zu entdecken.

Cannon ist inzwischen natürlich ein Synonym für krachende Actionhelden aus den 80ern, aber der Versuch auf jeden Hypetrain aufzuspringen bzw. Stars und Sternchen an Bord zu holen führte zu so wilden Schmock wie Bolero (mit Bo Derek) oder Saharah (mit Brooke Shields). Filmische Disaster die irgendwie auch zu Cannons Legende gehören. Übrigens Kudos an Trunick, ich kann mir nicht vorstellen das Bolero schon einmal so lange in einem Buch besprochen wurde und wenn doch, dann sind das schmerzbefreite Geister.

Bei Breakin wird aber schön herausgearbeitet wie man bei Breakin (wie auch bei Ninja zuvor) mal ein Vorreiter war und quasi an der Spitze des Hypetrains. Auch das Golan/Globus unfassbar schnell produzierten wenn sie merkten das sie einen Erfolg hatten, so kam Breakin 2 im gleichen Jahr wie Breakin 1 in die Kinos!!!

Trunick bewertet nur selten die Filme und wenn dann in kurzen Sätzen. Was er aber macht ist die Filme schon in ihrer Wertigkeit für den Cannon Kanon herauszustellen bzw. einzuordnen. Breakin und Missing in Action waren wegweisende, extrem erfolgreiche und wichtige Filme, Bolero und Saharah nicht unbedingt.

Natürlich werden auch andere Highlight wie die erste Ninja Trilogie, Death Wish, Missing in Action sowie die Italo Sandalen Abenteuer mit Lou Ferrigno besprochen. Bei den Erzählungen zu den Herkules Filmen bleibt kaum ein Auge trocken. Was sich Cannon da getraut hat, da muss man schon Respekt vor deren Chupze haben. Das waren schon mittelgroße Gauner und Gambler.

 

Hier und da verlässt Trunick den chronologischen Ansatz und beschreibt Filmreihen in einem Stück, das macht er bei Death Wish (2-4) und Missing in Action (1-3). Auf der einen Seite macht das Sinn, auf der anderen gefällt mir das nicht wirklich da Missing in Action 3 zum Beispiel zu einem ganz anderen Zeitpunkt der Cannon Schmiede enstand, in der sie sich finanziell schon in ganz anderen Gewässern befand.

 

Bei den Interviews ist es sehr Hit und Miss. Ein Highlight ist sicherlich das Interview mit Sam Firstenberg der auch das Vorwort beisteuert (Sam ist eine Freude, ein so freundlicher Mann, mein Interview mit ihm gibt es hier). Auch die Interviews mit Luigi Cozzi, Steven Lambert, James Bruner oder Kane Kosugi sind informativ. Der ein oder andere engagierte Leser der sich mit Cannon beschäftigt, wird da aber da vieles schon einmal gehört und gelesen haben. Manche andere Interviews wie mit Lisa London wirken etwas wie Füllmaterial.

 

Ein größerer Kritikpunkt der immer wieder vorgebracht wird und den ich auch in gewisser Weise nachvollziehan kann ist das das Buch sehr auf den Inhalt der Filme eingeht. Das sind zum Teil seitenlange Inhaltsangaben. Mich hat das bei eher unbekannten Filmen, die ich noch nicht gesehen hatte nicht gestört. Da hab ich noch viel gelernt, bei Filmen die man kennt, vor allem auch die breite Masse, wäre weniger mehr gewesen.

Da wären etwas mehr Hintergründe über die Produktionen und die Verwicklungen hinter den Kulissen interessant gewesen. Auch paar Informationen über das Box Office zum Beispiel im Vergleich zu anderen Produktionen wären wünschenswert gewesen. Man bekommt hier und da etwas geboten, aber das hätte ruhig mehr sein können.

 

Das Buch erreicht nicht ganz die Klasse von zum Beispiel dem Sam Firstenbergs Buch von Marco Siedelmann: Stories from the Trenches. Das geht noch mehr in die Tiefe und hatte im Vergleich mehr interessante Interviews zu bieten. Dafür deckt Volume 1 des Cannon Film Guide auch mehr als 40 Filme ab. Es folgen ja auch noch 2 weitere Bände, da ist also noch einiges an Potenzial vorhanden und ich freue mich auf die nächsten Ausgaben. Definitiv Lese und Kaufempfehlung für Fans von Cannon!

 

Fazit: Das Buch ist für Cannon Fans ein Muss. Über 40 Filme werden in dem Buch besprochen. Ein schöner Deep Dive. Etwas mehr Interviews oder Hintergründe (und etwas weniger Inhaltsangaben) hätte ich mir gewünscht, aber das ist meckern auf hohem Niveau. Das Buch macht Spaß!

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