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#599 Over the Top

©MGM
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Mir etwas zu schnulzig, das Turnier am Ende versöhnt aber!

 

Over the Top (7.5/10)

 

Story:

Linc Hawk (Sylvester Stallone) steckt in großen Schwierigkeiten. Sein Truck fällt bald auseinander, sein Sohn hält ihn für einen Taugenichts, seine geschiedene Frau (Susan Blakely) liegt im Krankenhaus und sein Schwiegervater (Robert Loggia) hetzt ein paar Jungs auf ihn, um seinen Enkel zurückzuholen. Doch Linc hat in der rauhen Welt der Trucker gelernt, wie man mit Problemen fertig wird. Er ist ein Kämpfer, selbstbewußt und unbeirrbar. Linc weiß, er hat nur eine Chance. Er verkauft seinen Truck und stellt sich dem Weltmeister im Armdrücken zum Kampf. Sein ganzes Geld setzt er auf seinen Sieg. 

 

Over The Top ist nicht in meiner Top Ten von Sly, dafür hat der Mann einfach viel zu viel abgeliefert, sei es die Rocky oder Rambo Reihe, die ersten Expendables Teile, Tango & Cash, Demolition Man, City Cobra, Judge Dredd,  Assasins und und und

 

Dazu kommt das der Film bei mir nicht wirklich zündet, aber dazu später mehr. Sly hat irgendwann auch zugegeben das er den Film angeblich nur gemacht hat weil Cannon und vor allem Menahem Golan ihm immer mehr Geld angeboten hatte. Irgendwann konnte er das einfach nicht ausschlagen.

Menahem Golan war es immer wichtig als Künstler und Kreativer wahrgenommen zu werden, sein Geltungsdrang war extrem. Sly war 87 nicht mehr ganz auf dem Höhepunkt mitte der 80er mit Rocky III / IV und auch Rambo I-II, aber er war der größte Name mit dem Cannon bis dahin zusammenarbeitete, einer der größten Stars der Welt.

Kein Wunder das Menahem diesen Film unbedingt selbst drehen wollte. Schlussendlich nicht die beste Entscheidung. Es war sicherlich der Höhepunkt der Hybris von Golan und Cannon. Das sollte ihr Mainstream Blockbuster werden, der es schlussendlich nicht wurde, auch weil das Drehbuch und auch die Umsetzung Schwächen offenbaren.

Drehbuchautor und Cannon Regular David Engelbach (Death Wish 2, America 3000) sagte auch das von seinem ursprünglichen Drehbuch nicht mehr viel übrig war, die Story des finalen Produkts wäre "dumbed down".

Ich meine das Sly für das gute, freie Amerika steht. Für den kleinen Mann der hart arbeitet und einfach nur etwas Glück und Erfolg haben will, wird alleine schon durch seine Profession als Trcukdriver mehr als klar gemacht, dazu noch ein paar Landschaftsaufnahmen und die Saga der großen Freiheit ist geschrieben. Ihm gegenüber steht der Schwiegervater/Opa, der meint sich mit Geld alles und jeden kaufen zu können. Dieser Snob aus der Oberschicht. Sozialkritik mit dem Holzhammer halt.

 

Man hat wohl auch nicht nur Sly einiges an Geld bezahlt, auch für den Sountrack hat man einiges an Geld in die Hand genommen, nicht nur wurde Giorgio Moroder verpflichtet sondern auch Samy Hager und Kenny Loggins für den wirklich eingängigen Soundtrack. Vor allem the Winner takes it all ist ein Ohrwurm der perfekt zum Turnier passt.

Was für mich nicht funktioniert ist die sehr gezwungen wirkende Vater-Sohn Beziehung. Dazu das ganze Drama um die Mutter und den Schwiegervater bzw. Opa. Das wirkt alles so künstlich konstruiert und unrealistisch. Dabei stehen ja hier gute Schauspieler zur Verfügung. Sly wird ja immer dramatisch unterschätzt, Susan Blakely wird verschenkt und Loggio spielt die Rolle im Schlaf. Für mich liegt das hier definitiv eher an der Regie und dem wenigen was die Schauspieler hier in die Hand bekommen.

Das größte Problem ist einfach das die Vater-Sohn Geschichte bei mir nicht zündet. Das wirkt mir nicht authentisch und ich sehe da keine wirkliche Chemie. Der Charakter des Sohns ist auch so geschrieben das man ihn am Anfang überhaupt nicht leiden kann.

Der junge ist jetzt nicht dramatisch schlecht, in den Szenen wo er ein Kind sein und sich freuen darf, da wirkt er für mich total authentisch, in allen anderen Szenen leider nicht. Wie Sly um seinen Filmsohn und dessen Zuneigung kämpf, wirkt naiv sagen wir es mal so.

Durch diese Szenen muss man sich etwas kämpfen und die ersten 50 min des Films ziehen sich für mich. Zwar geht der Film nur 95 min, aber der erste Teil berstet nicht gerade vor Highlights. Es strotz sondern eher voller klischeebeladener und melodramatischer Szenen. Die erste Hälfte war schon immer eher Zwang als Genuss, ich hab immer auf die Uhr geguckt und gewartet das es bald mit dem Turnier losgeht.

Wenn es aber dann wirklich in die letzten 40 min geht und vor allem um das Turnier, dann wird man mehr als ordentlich entschädigt, mit feinstem 80er Spaß. Macht das Sinn und ist realistisch? Nada, aber das macht herrlichen Spaß.

 

Wie die Macher (ich nenne einfach mal Golan und Sly, da Sly mit seiner Ästhetik bei Rocky III und IV Stilbildend war) es schaffen aus seinem Armdrücken Wettbewerb sowas unterhaltsames, spannnendes und ästhetisches rauszuholen ist schon Wahnsinn. Man hat das Gefühl da werden einem Gladiatoren präsentiert. Die Masse an Babyöl und Lichtern die da rangekarrt wurde muss auch einiges vom Budget gefressen haben :D

Dabei müssen die Charaktere natürlich auch Over the Top sein. Mad Dog oder der Typ der Terpentin säuft (schon als Kind musste ich über den Lachen :D), alles so Charakere die mehr als Larger then Life sind. Dazu kommt natürlich Bull Hurley, was ein Bad Guy. Ach ich liebe ihn, der perfekte Gegenspieler zum ruhigen Sly. Auch durch seine Masse und den Look einfach die perfekte Besetzung. Schade das der keine größere Karriere gemacht hat.

Ansonsten bietet der Film jetzt recht wenig klassische Action, da ein Car Chase, ansonsten wird Sly vielleicht zwei mal handgreiflich, aber jetzt auch nicht wirklich erwähnenswert.

Schlussendlich ist Over the Top ein merkwürdiger Film, der einem vor allem im zweiten Teil extrem gut unterhält, aber es nicht schafft aus seiner dünnen Prämisse und den vielen Schwachstellen so richtig auszubrechen. Man kann ihn sicherlich immer wieder mal ansehen, aber einer meiner Lieblingsfilme wird er nicht mehr.

 

Fun Fact:
Terry Funk (als Bodyguard von Robert Loggia) ist nicht der einzige Wrestler den es im Film zu sehen gibt. Auch Scott Norton (lange in der WCW und Teil der NWO) ist für einen kurzen Augenblick als einer der Teilnehmer zu sehen. Schade das es nicht mehr Wrestler im Film gab, die hätten perfekt gepasst.

 

Fazit: Nicht in meinen Lieblingsfilmen von Sly, dafür wirkt der Film häufig zu unbeholfen und unfassbar schnulzig. Dafür ist der Soundtrack sehr eingängig und das Tunier entschuldigt für so vieles. The Winner takes it all!