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#747 Wochenendrebellen

©LEONINE
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Toller Familienfilm!


Wochenendrebellen (9/10)

 

Story:

Mirco (Florian David Fitz) ist beruflich bedingt viel unterwegs, während seine Frau Fatime (Aylin Tezel) das fordernde Familienleben organisiert. Ihr zehnjähriger Sohn Jason (Cecilio Andresen) ist Autist und sein Alltag besteht aus täglichen Routinen und festen Regeln. Als der Familie Jasons Wechsel auf eine Förderschule nahegelegt wird, ist auch Mirco als Vater gefordert. Er schließt einen Pakt mit seinem Sohn: Jason verspricht, sich alle Mühe zu geben, sich in der Schule nicht mehr provozieren zu lassen, wenn Mirco ihm hilft, einen Lieblingsfußballverein zu finden. Auf ihren außergewöhnlichen Reisen durch Deutschland lassen Vater und Sohn die heimische Routine hinter sich und finden alles, was sie nie gesucht, aber definitiv gebraucht haben..

 
Am 9 Februar veröffentlicht LEONINE Wochenendrebellen fürs Hemkino auf physischen Medien.

Das ist inzwischen das zweite mal das ich Wochenendrebellen gesehen habe. Das erste mal im Kino und dann vor ein paar Tagen mit meinem Sohn erneut im Heimkino. Ich bin generell kein Fan des deutschen Kinos, schaue ich deutsche Filme dann nur sehr ausgewählt und häufig bin ich sehr kritisch mit ihnen. Wochenendrebellen hat mich aber so getroffen und so berührt, es ist ein Film den ich noch häufiger ansehen werde. Ja, vielleicht ist es sogar bereits einer der Lieblingsfilme von mir und meinem Sohn.

Woran das liegt? Der Film hat mich schon durch seine Prämisse angesprochen und ich kann mich einfach sehr gut in diese Geschichte reinfühlen. Auch wir hatten, vor ein paar Jahren, in unserer Familie den Verdacht auf Autismus. Dieser Verdacht hat sich zwar als falsch erwiesen, aber zu der damaligen Zeit habe ich mich extrem mit diesem Thema beschäftigt und ich kann die Eltern in diesem Film sehr gut verstehen, bezüglich deren Ängste, Sorgen und Gedanken.

Ich fand, in der Vergangenheit, Florian David Fitz eigentlich ziemlich nervig, hier haut er aber eine starke Performance raus und wirkt extrem sympathisch und nahbar und ist eine tolle Besetzung. Aylin Tezel möchte ich noch extra hervorgeben, wirklich starke und emotionale Darstellung der Mutter.

Neben dem Thema Autismus, das mich in der Vergangenheit beschäftigt hat, sind ich und mein Sohn auch riesige Fussballfans, wir beide lieben Stadienbesuche und haben auch bereits einige Stadien in Deutschland und in anderen Ländern unsicher gemacht. Also genau unser Thema.

Schlussendlich ist das Thema Fussball aber nur schmückendes Beiwerk, es macht den Film um einen Aspekt reicher (der sicher nicht nur uns erstmal auf den Film aufmerksam gemacht hat), aber im Mittelpunkt stehen die Reisen von Vater und Sohn. Die gegenseitige Annäherung, aber vor allem das Verständniß das der Vater für seinen Sohn entwickelt. Zentrum für mich ist diese Aussage die er im Film trifft: "Mir ist klar geworden das er sein ganzes Leben in einem Aufzug fahren wird. Wir können ihn eigentlich nur begleiten".

So bleibt die Erkentniss, die Stadionbesuche machen zwar Spaß, aber der Gewinn liegt in der Zeit die die beiden miteinander verbringen und genau das kann ich zu 100% nachvollziehen. Es gibt nichts anderes wobei ich und mein Sohn soviel Spaß und soviel Quality Time verbringen wie bei einer gemeinsamen Reise, einem gemeinsamen Ausflug zu einem Fussballspiel.

Das Thema Autismus wird zeitgleich sehr einfühlsam betrachtet. Sei es mal witzig, mal etwas schroffer oder nachdenklicher, der Film präsentiert verschiedene Facetten und ist auch perfekt für Kinder geeignet die durch einen Film das erste mal mit dem Thema Autismus in Kontakt kommen. Cecilio Andresen gelingt es als Jason einen wirklich in den Bann zu ziehen. Ungeheuer intensiv, störisch aber immer wieder verletztlich, dagegen wirkt Joachim Krol als Opa beruhigend. Top gecasted das Ganze.

 

Wer sich etwas mit dem Film beschäftigt weiß das es die Wochenendrebellen wirklich gibt und diese eng an der Entstehung des Films beteiligt waren. Natürlich ist das hier ein Film und manche Dinge konstruiert und wohlwollend vorgetragen, aber es ist nunmal ein Film und keine Dokumentation.

Auch gibt es bei Autisten ein sehr breites Spektrum, der eine schafft es vllt ins Stadion zu gehen für andere wäre das unmöglich. Pauschalisierung wird dem Thema einfach nicht gerecht, man sollte sich viel mehr darüber freuen, das es einem solchen Film gelungen ist ,das Thema so anzusprechen das er viele Menschen dazu bekommt darüber nachzudenken.

Ich kann es gar nicht oft genug betonen, ein wirklich toller Film, der als Familienfilm funktioniert, als Film über Autismus und auch in gewisser Weise als Film mit Fussballbezug, jeder sollte etwas in diesem Film finden ohne das es unausgewogen wirkt. Ein seltener Film, wo ich finde das er beinahe perfekt ausbalanciert ist. Der unterhält und einen gleichzeitig berührt, ohne mit dem Klischeehammer vorbeizuschauen und auch zum nachdenken anregt.

Trotzt ernstem Thema (je nach Sichtweise), ein Wohlfühlfilm mit positiver Grundhaltung. Auch das brauchen wir in dieser Welt mehr den je.

 

Fazit: Ein richtig toller Film! Super gespielt, berührend, emotional, witzig und sehr einfühlsam. Er trifft natürlich perfekt auch alle Punkte die mich emotionalisieren, aber so gut muss man die erstmal treffen. Einfach Klasse!

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