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#568 Die Abenteuer des Herkules

©Koch Media GmbH - DVD
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Wahnsinn, einfach nur Wahnsinn!

 

Die Abenteuer des Herkules (4/10)

 

Story:

Dank der sieben Blitze des Zeus hat bislang Frieden herrschen dürfen auf der Erde. Jetzt aber haben eifersüchtige Götter das olympische Machtinstrument gestohlen, um die Welt ins Verderben und den Mond auf die Erde stürzen zu lassen. Jetzt kann nur noch einer helfen: Göttersohn Herkules (Lou Ferrigno), der von seinem Vater in den Kampf mit mächtigen Kreaturen geschickt wird, um die göttlichen Blitze zurückzubringen.

 

Der erste Hercules Film war schon wahnsinn, aber das hier setzt dem ganzen die absolute Krone auf. Man muss sich diese Produktionsgeschichte mal auf der Zunge zergehen lassen.


Das Cannon gerne schnell produzierte sollte ja bekannt sein. Im Sommer von 1983 wurde Hercules und The 7 magnificient Gladioters Back to Back in Italien gedreht, beides mit Lou Ferrigno als Star sowie Brad Harris und Sybille Denning im Cast.


Hercules ist ein Fantasy Trash Klassiker der ersten Güte, sehr kindgerecht, man denke nur an die Szene mit dem Bär oder dem flammenden Schwert. Beide Filme: Hercules sowie die 7 Gladiatoren (eine Abwandlung von den glorreichen 7 und natürlich den 7 Samurai) wurden recht zeitgleich fertig gestellt.


Man hatte für Hercules große Hoffnungen nach den ersten Roh Fassungen. Im Vergleich waren Golan und Globus erschüttert als sie die erste Fassung von den 7 Gladiatoren sahen. Das macht einem richtig Angst, wenn man bedenkt wie knallig Hercules war.

Wenn jemand die 7 Gladiatoren hat, dann gerne mal zukommen lassen, würde mich echt mal interessieren, anscheinend gab es ihn nur auf VHS.


Golan und Globus wären aber nicht so weit gekommen hätten sie nicht ein paar Tricks auf Lager und Nachdrehs sind ja jetzt auch nichts revolutionäres. Spannend ist schon das Nachdrehs nur ohne Ferrigno und die anderen Haupdarsteller angesetzt wurden und das Luigi Cozzi Bruno Mattei als Regisseur ersetzte.


Jetzt wird es wild. Die findigen Produzentenlegenden machten eine ganz einfache Rechnung auf. Wenn Cozzi mit ein paar Nachdrehs 30 Minuten Material in guter Qualität liefern könnte, warum diese für die 7 Gladiatoren verschwenden. Warum nicht noch einen ganzen Film rausknallen und quasi noch mehr Geld einnehmen?


So wurde die Idee geboren Cozzi noch mehr Zeit zu geben um die Laufzeit zu strecken und ein Hercules Sequel zu schaffen. An Ferrigno kam man aber nicht vorbei schließlich war er der Hauptdarsteller.


Jetzt wird es noch wilder, den Ferrigno wurde angeblich nicht gesagt das er Szenen für das Sequel abdrehen soll, sondern für Nachdrehs für die 7 Gladiatoren. Warum, weil die Nachdrehs deutlich günstiger für die Produzenten waren als komplett neue Drehtage, das war schließlich so in Ferrignos Vertrag verankert.


Nach der Sichtung des Films bin ich mir nicht sicher wieviel Legende und Folklore dabei ist. Ich kann mir nicht ganz vorstellen das Ferrigno nicht irgendwann mal was gehämmert ist. Spätestens vor der Veröffentlichung kam wohl das ganze raus und man hat sich finanziell irgendwo geeinigt.


Was man aber dem Film anmerkt ist, das er absolut keinen Sinn macht. Was Sinn macht wenn man bedenkt das die ersten Szenen für einen ganz anderen Film gedacht waren und dann eine Story für ein Sequel aus dem Boden gestampft werden musste. Dann bekommt man halt sowas.


Die Little People? Die 7 Blitze von Zeus? Die ganze Mission? Das Feuermonster? Das Auftreten der Götter? Das ist alles so irre, da muss eigentlich Kokain im Spiel gewesen sein.


Gleichzeitig wirkt der Film auch einfach noch ne ganze Stange günstiger als der erste Teil. Es waren weniger Mittel und Zeit zur Verfügung und es wurde halt alles zusammengeschustert was ging. Der Film macht auf einer Trashebene Spaß, aber er ist nicht so naiv begeisternd wie der erste, wo sich Cozzi auch richtig austoben konnte. Hier musste er viele Shortcuts gehen.


Das geringe Budget erkennt man deutlich in den lieblosen Sets oder den Gegnern. Die grünen Viecher oder die Amazonen (deutlich erkennbare Stuntmen in Frauenklamotten). Auch die Filmmusik des ersten Teils wird großzügig recycled und Stock Footage muss natürlich auch sein.


Was man Cozzi aber zugute halten muss, die Shortcuts nimmt er mit Esprit und mit Wagemut. Wer würde es den sonst wagen, den kompletten Endkampf vom ersten Teil erneut zu verwenden und mit einfachen Effekten in den Himmel zu verlegen.


Wer hätte den sonst die Chupze einen alten King Kong vs Godzilla Fight tricktechnisch zu entfremden und einzubauen um den Endkampf zu verlängern. Man schaut sich das an und ist belustigt und gleichzeitig fassungslos (sowie ein wenig begeistert) bei dieser Dreistigkeit. Was Cozzi hier mit der Rotoskopie macht (übrigens über den ganzen Film) wirkt wie ein wilder Acid Traum. Immer wenn er nicht weiter wusste wurde das eingesetzt und dann noch grell gepimpt.


Das Intro ist unfassbar gestreckt und wirkt richtig billig. Da hilft es auch kaum noch einige Szenen aus dem ersten Teil einzubauen. Cozzi hat wirklich alles erdenkliche versucht um den Film auf 90 min zu ziehen und das Intro wirkt irgendwann selbst verzweifelt. Es ist ein schöner Hinweis auf das was man noch ausgesetzt wird.


Schön das William Berger wieder zu sehen ist, der haut seine Rolle unfassbar im overacting raus und versprüht dadurch Spielfreude. Ferrigno sieht aus wie Hercules, wirkt aber auch hier wieder wie so ein gutmütiger Tölpel, der irgendwie auch nie was richtig macht. Böse sein kann man ihm aber auch nie, der hat so was gutmütiges und liebes, wie ein Hundewelpen.


Der Film ist wirklich eine Paradebeispiel dafür wie nah Genie und Wahnsinn bei Cannon beinanderlagen. Man muss es sehen um es zu glauben. Irgendwie bewundere ich sie ja, es wirkt als ob sie einen riesengroßen filmscam erfolgreich durchgezogen haben. Einzigartig!

 

Fazit: Ein unfassbarer Film! Wahnsinn in Reinkultur. Die Produktionsgeschichte ist wilder, abgefahrener und besser als der Film. Ein Film der perfekt den Wahnsinn und gleichzeitig das Grandiose von Cannon wiederspiegelt. Sowas konnte es nur von Cannon geben!

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