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#621 James Bond: No Time to Die

©MGM
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Enttäuschender Abschluss der Saga

 

No Time to Die (6.5/10)

 

Story:

James Bond (Daniel Craig) ist nicht mehr als Geheimagent im Dienst und genießt seinen Ruhestand auf Jamaika. Doch seine Atempause ist nur von kurzer Dauer, denn der CIA-Agent Felix Leiter (Jeffrey Wright) spürt Bond auf, um ihn um Hilfe zu bitten. Die Mission, einen entführten Wissenschaftler zu retten, wird tückischer als erwartet, führt 007 zu einer verflossenen Liebe und auf die Spur eines Schurken, der über eine neue Waffentechnologie verfügt.

 

Ich hatte mich sehr auf No Time to Die gefreut. Endlich wieder großes Kino, endlich wieder Bond, nach den ganzen bescheidenen Lockdown Intervallen und dem ganzen Müll, endlich mal wieder ein Film auf den ich mich richtig im Kino gefreut habe. Schlussendlich bleibt bei mir die Enttäuschung.

Die Enttäuschung zu No Time to Die, aber auch grundsätzlich der ganzen Craig Reihe gegenüber die schlussendlich nicht halten konnte, was sie mit Casino begann und die sich irgendwann in ihrem eigenen Wahn eine Filmübergreifende Storyarc verkaufen zu wollen irgendwann verrann und selbst verlor. Viele gute Ansätze wurden einfach verloren und schlussendlich hat man am Ende das Gefühl das ein Stück der Identität verloren ging.

Ich bin im Gegensatz zu anderen, sicherlich nicht der allergrößte Bon Experte, aber ich bilde mir ein schon etwas über die Filmreihe zu wissen. Am Ende beschreibe ich hier aber meine ganz persönliche Meinung und auch meine ganz persönliche Enttäuschung. Muss man sicherlich nicht so sehen und wer mehr Spaß mit dem Film hatte, dem sei es gegönnt. Für mich hat sich die Reihe leider immer mehr von dem entfernt was mir so viel Spaß gemacht hat und mir ein paar der tollsten Filmerlebnisse beschert hat.

Dabei fing alles so toll an. Casino Royal war und ist für mich einer der 5-6 besten Bond Filme aller Zeiten. Ein toller Neustart der alle Zweifel an Craig als Bond beseitigte und Bon in ein neues Jahrtausend führte. Extrem smart, clever und überraschend nah am Roman. Eine Offenbarung. 

Quantum war dann ein Reinfall, mehr Bourne als Bond, recht langweilig mit einem der lahmsten Bad Guys ever, ein einziger Fehlschlag. Mit Skyfall wurde dann wirklich noch ein toller Film hingelegt, der sich viel auf den Ursprung von Bond bezog und das Verhältnis zwischen ihm und M (Judi Dench) war wirklich außergewöhnlich stark.

 

Mit Spectre und schlussendlich No Time to Die ging das ganze den Berg runter. Mit Spectre begann schon der verzweifelte Versuch alle vorherigen Filme in eine Story Arc (krampfhaft) zu pressen. Ja auch Quantum und Casino sind miteinander verbunden aber das wirkt organischer. Mit dem Auftreten von Blofeld in Spectre werden alle vorherigen Bösewichte (und damit auch die Filme) entwertet. Schlussendlich sind sie nur Mittel zum Zweck für Blofeld.

No Time to Die, setzt dem ganzen quasi die Krone auf. So wirklich schlüssig weitererzählt wird das nicht. Wirkt zum Teil wie ein Epilog. Blofeld wird so im vorbeigehen abgehandelt und der Bösewicht ist ein noch schlauerer Bösewicht als Blofeld. Damit wird dieser wieder entwertet und damit die Filme davor. Schade. Bis Skyfall war das alles sehr ordentlich, danach wurde dieser Storybogen leider krampfhaft und mit dem Brecheisen vollzogen ohne auf Schlüssigkeit zu achten.

Hier auch die Einordnung nach Noten, dazu muss man sagen das meine Erwartungshaltung an Bond extrem hoch ist. Alles unter 8/10 ist eigentlich schon ne Enttäuschung. Noten der Craig Filme: Casino Royal (10/10), Quantum Trost (6/10), Skyfall (9/10), Spectre (7,5/10)

 

Dabei hat mir der Anfang und die Pre Title Sequenz noch sehr ordentlich gefallen, das hat ordentlich geknallt und einen schön, direkt in den Film gezogen. Craig spielt Bond und seine Interpretation davon übrigens hervorragend, daran liegt es sicherlich nicht. Vielleicht hatte der gute aber zu viel Entscheidungsgewalt und Mitspracherecht beim Drehbuch.

Zu den weiteren positiven Aspekten des Films:
Das Wiedersehen mit Jeffrey Wright als Leiter macht Spaß (auch wenn das ganze entwas unrühmlich endet). Lea Seydoux gefällt mir deutlich besser als in Spectre und kann mehr zeigen was in ihr steckt. Fiennes als M, Harris als Moneypenny, Kinnear als Tanner und Whishaw (mit dessen Q ich gar keine Probleme habe) geben dem Film etwas schön vertrautes.

 

Ein überraschendes Highlight war für mich die Sequenz in Kuba und der Auftritt von Ana de Armas. Das hatte Witz, Charme und eine Unbekümmertheit die ich in vielen der Craig Bonds extrem vermisst habe. Leider ist ihr Auftritt zu kurz, davon hätte es gerne mehr sein dürfen.

Die Musik von Hans Zimmer ist ordentlich, die Locations passen, beim Lair des Bösewichts kam bei mir sogar richtiges Retro Bond Feeling auf. Diese Festung, mit dem Giftgarten ist wirklich ein Highlight und hat mir extrem gut gefallen.

 

Jetzt kommen wir zu den negativen Aspekten:
Blofeld ist leider weiterhin eine Enttäuschung, Rami Malek als zentraler Bösewicht sogar noch mehr. Ein paar Grimassen zu ziehen und wirr zu schauen machen nunmal keinen guten Bösewicht. Ich finde der Mann wird grandios überschätzt. Auch gibt es keinen passenden Larger then Life Henchmen.

Ich habe nichts gegen weibliche Doppel 0 Agenten (auch nix gegen andere männliche), aber wenn diese so charakterisiert werden, dann braucht man sich nicht wundern das ihr die Herzen nicht gerade zufliegen. Einfach außerordentlich unsympathisch.

Die größten Probleme habe ich aber mit der Story, dem Drehbuch, vor allem dem ganzen letzten Akt. Das Ende ist das der Tiefschlag der dem ganzen echt die Krone aufsetzt und der dazu führt das ich den Film sehr lange Zeit nicht schauen werde. Die Waffe um die sich ein Großteil der Story dreht, wirkt schon weit hergeholt, aber das schlimmste ist eigentlich das sie immer nur anfühlt wie ein Mittel zum Zweck.

Da meine größten Kritikpunkte nicht ohne Spoiler zu erklären sind,  wird dieser Block separat gekennzeichnet. Leute die den Film schon gesehen haben, können sich damit gerne auseinandersetzen. Jemand der den Film noch selbst das erste mal sichten und auf sich wirken lassen möchte, der sollte nach Spoiler Ende erst wieder weiterlesen.

 

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Massive Spoiler

 

Ich kann nicht verhehlen das ich im Kino schon das Gefühl hatte das James Bond hier ordentlich verweichlicht wird. Er schläft ja eh schon nur noch mit maximal einer Partnerin und trinkt und raucht nix mehr oder extrem wenig. Er zeigt sehr viel Gefühle und selbst das hat mich nicht so extrem gestört, er ist halt ein anderer Bond und meine Schmerzgrenze ist höher. Auch das er quasi zum Ende des Film Familienvater wird, selbst da habe ich noch nicht in den Sack gehauen. Eine Sache ist für mich jedoch unverzeihlich. Bond stirbt nicht. Ein Bond darf Schicksalsschläge erleben, Frau verlieren (Im Geheimauftrag ihrer Majestät), Freunde verlieren usw, aber Bond stirbt nicht. Das ist die rote Linie die hier für mich überschritten wurde. Ein weinender Bond der sich opfert, macht das gefälligst woanders, nehmt dafür einen anderen Charakter, aber nicht Bond. Es ist wirklich dringend nötig das sich Bond neu ausrichtet. Da es wahrscheinlich jedoch noch progressiver wird (in der Cancel Culture Umgebung in der wir uns bewegen), habe ich auch da große Sorgen. Bond war schon immer Fantasie für Männer (man will so sein wie Bond) und Frauen (Sehnsucht), aber ein Bond ist eine überhöhte, quasi mythische Figur und in dem man ihn dieses überhöhte nimmt, macht man ihn austauschbarer.


Spoiler Ende

 

 

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Vielleicht bin ich aus der Zeit gefallen, vielleicht bin ich zu sehr Traditionalist bei Bond, aber No Time to Die, es wird wohl einige Jahre vergehen bis ich mir den wieder ansehen werde. Casino Royal werde ich häufiger ansehen, aber bis auf Skyfall werde ich einen Bogen um die anderen Teile machen. Dann lieber mal wieder einen Connery oder einen Moore einlegen und an die Zeit denken als ich mit großen Kinderaugen von der Bond Welt in Bann gezogen wurde.

 

Ich hoffe das sich die Reihe mit einem neuen Darsteller wieder mehr auf die Stärken fokussiert. Es ist auch ok eine zusammenhängende Charakterentwicklung zu skizzieren, aber bitte nicht krampfhaft versuchen jeden Film miteinander zu verknüpfen, vor allem nachträglich, dass wirkt so verkrampft und entwertet, wie bereits beschrieben, einfach die Vorgänger. Spätestens ab Spectre wurde sich da massiv vergallopiert.

 

Fazit: Bis zum Ende des Films, fand ich ihn ganz gut, das Ende jedoch geht für mich (als Bond Traditionalist) überhaupt nicht. Kann man gerne anders sehen, aber zu meinem Bild passt das einfach nicht. Macht mir Bond nicht kaputt! Ich hoffe auf einen Restart der sich auf die Stärken besinnt.

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