· 

#114 Hateful Eight

©Universum Spielfilm
©Universum Spielfilm

Tarantino hat es immer noch drauf. Dialoglastig, aber der Film ist nie langweilig!

 

The Hateful Eight (8/10)

 

Story: Wyoming, einige Jahre nach dem amerikanischen Bürgerkrieg: Eine Kutsche bahnt sich ihren Weg durch den Schnee in Richtung der Stadt Red Rock. An Bord befinden sich der Kopfgeldjäger John „The Hangman“ Ruth (Kurt Russell), dessen Gefangene Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) sowie der Major Marquis Warren (Samuel L. Jackson), der früher Soldat war und nun ebenfalls als Kopfgeldjäger sein Geld verdient, und Chris Mannix (Walton Goggins), ein Deserteur aus den Südstaaten, der behauptet, der neue Sheriff der Stadt zu sein. Ein Schneesturm zwingt die Gruppe zu einem Zwischenstopp in einem Laden.
Sie treffen dort auf den mysteriösen Mexikaner Bob (Demian Bichir), auf den verschwiegenen Cowboy Joe Gage (Michael Madsen), auf den Konföderierten-General Sandford Smithers (Bruce Dern) sowie auf den Henker Oswaldo Mobray (Tim Roth). Während der Sturm draußen immer heftiger tobt, begreifen die acht Fremden, dass ihr Zusammentreffen vielleicht gar nicht so zufällig ist.

 

Nach dem ersten Trailer war ich doch etwas skeptisch. Tarantino Filme neigen bei mir dazu, entweder grandios zu sein oder ich finde sie recht langatmig weil mich die Dialoge irgendwann ermüden. Nachdem dieser Film als Art Kammerspiel promotet wurde und ich mitbekam das der Film 2 ½ Stunden geht, hatte ich schon große Befürchtungen, aber ich wurde sehr positiv überrascht.

 

Wo mir seine Dialoge häufig entweder zu ausufernd, selbstverliebt oder zu trivial waren, finde ich sie hier sehr scharf, treffend und unterhaltsam. Alles hat seine Bedeutung und seinen Sinn, hier wird nicht nur geredet um zu reden sondern es gibt immer einen doppelten Boden oder die Punkte werden später noch einmal aufgegriffen.

Natürlich verzettelt sich der ein oder andere Charakter auch hier, aber das ist alles im Rahmen und insgesamt sind das Dialoge auf einem sehr hohen Niveau.

 

Der Film ist für seine Spielzeit von 2 ½ Stunden doch recht kurzweilig. Außer bei dem Part mir den Rückblenden hatte ich kaum Ermüdungserscheinungen sondern wurde vor allem durch die Leistung der Darsteller und dem Wunsch zu wissen wie es weitergeht bei Stange gehalten.

 

Ich habe mich sehr auf Kurt Russell in dem Film gefreut. In den letzten Jahren hat er doch ein Comeback geschafft (Fast 7 und 8, Guardians of the Galaxy 2, Bone Tomahawk, Deepwater Horizon) und ich liebe den Kerl einfach. Man muss aber am Ende sagen das seine Rolle nicht wirklich aufregend ist, sie ist doch recht eindimensional, wenn auch gut gespielt.

 

Auch Tim Roth und Michael Madsen spielen eigentlich wie immer. Die machen das gut, keine Frage aber irgendwie wollte bei mir bei den beiden der Funke nicht wirklich überspringen. Bichir fällt im Vergleich zum restlichen Cast, für mich etwas ab. Bruce Dern sehe ich immer gerne und er ist in der Rolle perfekt gecastet.

 

Nun aber zu den Highlights des Films. Nr. 1 Walton Googins. Ich bin ja zu einem kleinen Fan geworden. Der Mann hat eine grandiose Bandbreite. Kommt er doch immer etwas kauzig und lustig rüber, hat der Mann doch echt was drauf. Für mich eine echte Entdeckung der letzten Jahre der deutlich mehr solche tollen Rollen verdient hätte.

 

Nr.2 Samuel L. Jackson. Ich kann den Mann ja eigentlich nicht mehr richtig sehen, er spielt in so vielen Filmen mit und manchmal kann man seine Rolle einfach beschreiben indem man sagt er spielt sich selbst. Bei Tarantino ist er immer 3 Ecken besser. Tarantino gibt ihm einfach die vielschichtigen Rollen mit den besten Dialogen (davor auch schon in Django Unchained). Bei Tarantino sieht man zu was der Mann eigentlich alles fähig ist und ich habe seinen Major und seine Spielfreude sehr genossen.

 

Nr.3 und sie war für mich die Wildcard des Films: Jennifer Jason Leigh. Ich habe zwar bereits früher Filme mit ihr gesehen und sie war mir ein Begriff, aber was sie hier abliefert ist grandios. Diese verrückte B..ch ist total durchgeknallt, unterhaltsam, widerlich und noch vieles mehr. Da ihre Rolle das Zentrum des Films widerspiegelt um das sich alles dreht war es entscheidend das die Schauspielerin funktioniert und bei Gott das tut sie vollkommen. Obwohl häufig im Hintergrund drückt sie dem Film doch ihren Stempel auf.

 

Da der Score zu Teilen vom Großmeister Ennio Morricone kommt, hat man beim Film schon alleine anhand der Musik das Gefühl etwas Großem beizuwohnen. Ein wenig mehr von der grandiosen Landschaftsaufnahmen hätte ich mir dann doch gewünscht. In den kurzen Sequenzen außerhalb der Hütte bekommt man wirklich grandioses fürs Auge geboten.

 

Alleine das bluttriefende Ende hätte ich so nicht gebraucht. Klar sagen viele, dass das so zu Tarantino gehört. Nur ich finde das lenkt dann doch etwas von der Dramatik und den starken Darstellerleistungen ab. Da wird die Gewalt dann doch zum Selbstzweck und nimmt für mich dem Film etwas von seiner Klasse.

 

Fazit: Ein verdammt unterhaltsamer Ensemble Film! Perfekt besetzt, mit grandiosen Dialogen wobei Jennifer Jason Leigh doch etwas heraussticht.