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#626 Hell Hath No Fury

Unerwartet!

 

Hell Hath No Fury (7.5/10)

 

Story:

Von ihren Landsleuten als Verräterin gebrandmarkt, wird die Französin Marie DuJardin (Nina Bergman) von amerikanischen Soldaten (unter anderem: Loouis Mandylor) unter einer Bedingung gerettet: Um zu überleben, muss sie sie zu einem Goldlager führen, das von den Nazis, dem französischen Widerstand und den Amerikanern gejagt wird.

 

Es ist nicht übertrieben wenn man sagt das ich ein großer Fan von Jesse V. Johnson bin. Ich habe einige seiner Filme auf dieser rezensiert ich beobachte sehr genau (und mir gefällt) seine Entwicklung als Filmemacher und hab wahrscheinlich das beste und ausführlichste Interview dieser Seite mit ihm durchgeführt. Siehe hier, übrigens wird das bald um einen Hell Hath No Fury Teil erweitert.


Ich lege euch das Interview wärmstens ans Herz, nicht nur (aber natürlich auch) weil ich stolz darauf bin sondern auch weil es extrem offen ist und einen guten Einblick in seine Gedanken und seine Ambitionen gibt. Der Film erwischt einen unerwartet wenn man auf seine bisherige Fimographie blickt, aber nicht nicht wirklich wenn man liest welche Filme der Mann eigentlich machen will.

Hell Hath No Fury ist ein catchy, aber auch sicherlich ungewöhnlicher Titel.

"Hell hath no fury like a woman scorned" stammt aus der Tragödie The Mourning Bride von 1697 des englischen Dramatikers William Congreve. Das Stück war zu Congreves Zeiten populär und half, seine Karriere zu begründen. Frei übersetzt bedeutet das, dass die Hölle nicht so gefährlich ist wie eine verschmähte und verachtete Frau.


Ein Satz bzw. ein Titel der perfekt zum Film passt, im Kern steht dort der Charakter der Marie, gespielt von Nina Bergman. Nina Bergman war mir zuvor überhaupt kein Begriff. Leider sie ist eine tolle Schauspielerin die die Rolle überzeugend verkörpert und den Film im Stande ist zu tragen. Ihr Charakter ist unfassbar vielschichtig und umso länger der Film läuft umso mehr versteht man ihre Motivation. 

Sie hat keine Angst vor Hässlichkeit, lässt sich die Haare scheeren und durch den Dreck hetzen. Sie bekommt eine wunderbare Bandbreite an Emotionen rüber: Angst, Abscheu, Wut und schwankt zwischen verführerisch und spöttischer Verarchtung zügig hin und her. Wirklich ein toller Auftritt. Ich werde definitiv die Augen offen halten nach weiteren Auftritten von ihr.

 

Jesse steht auch dafür Leute mit denen er erfolgreich zusammengearbeitet hat immer wieder einzusetzen und das macht er auch hier. Sicherlich hilft dieses vertrauensvolles Verhältnis und die Freundschaft bei geringen Budgets das Maximum rauszuholen.

Josef Cannon war schon bei Debt Collector 2 am Start und Luke LaFontaine ist seit Jahren die rechte Hand von Jesse bei den Stunts, als Coordinator und hier darf er auch als Schauspieler unterstützen. Louis Mandylor ist (durch die Debt Collector Filme) in den letzen Jahren zu einem der wichtigsten kreativen Mitstreiter von Johnson geworden und überzeugt auch hier.

Die Highlights sind aber für mich noch ein paar andere. Dominiquie Vandenberg der mit Johnson schon einige Filme drehte (beispielsweise Pit Fighter oder Mercenary als Beispiele) und ein langjähriger Freund von ihm ist überrascht mich als Resistance Kämpfer, dem nehme ich die Rolle total ab. Gleiches gilt für Timothy V. Murphy, dessen Gesicht kennt man (neben einigen Johnson Filmen) auch aus einigen Serien und der passt perfekt auf seine Rolle, der Mann hätte ne größere Karriere und ne größere Rolle verdient gehabt.

Highlight ist aber für mich der Herr Bernhardt. Mag den schon seit seinen Martial Arts B-Filmchen wie den Bloodsport Fortsetzungen und bin froh das er in den letzten Jahren wieder so einen Karriereaufschwung erlebt. Sei es in Nebenrollen bei John Wick oder Atomic Blonde oder hier. Hier darf er mal zeigen das er auch durchaus etwas als Schauspieler drauf hat, ich hab ihn noch nie besser gesehen, da er schweizer ist darf er auch seine Sprachkentnisse deutsch (auch wenn man seinen Akzent bemerkt, der amerikaner denke ich aber nicht), französisch und englisch zur Schau stellen kann. Dazu sieht er gut aus und bringt überraschende Layer in diese Rolle. Wirklich toller Auftritt und auch hier super gecastet.

Durch das Casting und die Inszenierung wirkt der Film wertiger als er war. Man merkt hier und da (an der Ausstattung, obwohl die sich durchaus noch sehen lassen kann) das das Budget sehr begrenzt war, auch spielt sich der Großteil der Szenerie auf dem Friedhof ab, aber das wird gut gelöst. Durch das Spiel der Charaktere hat der Film einen guten Rhytmus, es wird nie langweilig. Die knapp 90 Minuten sind sehr gefällig.

 

Johnson hat als Regisseur sich auch extrem entwickelt, seine Bildsprache wurde klarer und auch wuchtiger. Er hat auch keine Angst in die Vollen zu gehen und dahin zu gehen wo es wehtut, z.B. bei den Gewaltausbrüchen (schon bei Savage Dog merkte man das er keine Angst vor Brutalität hat). Da wird ordentlich draufgehalten. Man merkt das es ihm Spaß gemacht hat sich auf die Charaktere zu fokussieren und diese zur Entfaltung kommen zu lassen.

Das ist wie bereits erwähnt kein geradliniger Actionreißer bei dem sich Adkins durch hunderte von Goons kickt und hämmert. Nicht das es hier ziemperlich zugeht, wenn gestorben wird dann schon ordentlich. Vor allem, Thank Lord, wird hier wieder mit ordentlichen Blood Packs gearbeitet, endlich wieder Filmblut, Scheiß auf CGI Blut. Es gibt keine Martial Arts Einlagen, hier wird durch die Waffe und das Messer gestorben.

Dark, Bloody, gritty....der Film ist hier und da schwer zu greifen und man hat das Gefühl mit mehr Geld wäre noch mehr möglich gewesen, aber ich verneige mich davor was hier rausgeholt wurde. Man merkt dem Film an das hier mit unfassbar viel Herzblut gearbeitet wurde.

Der Film überrascht und man muss sich mit dem richtigen Mindset auf ihn einlassen. Erwartet man ein Martial Arts Actionbrett dann wird man enttäuscht, lässt man sich auf diesen "relativ" kleinen WWII Actioner ein mit Fokus auf die Charaktere, dann wird man seinen Spaß haben. Er erinnert definitiv mehr an Savage Dog vom Look und Feel als an Triple Threat zum Beispiel. Bergman ist Herz und Mittelpunkt des Films und trägt den Film und hat einen mehr mehr als ordentlichen Cast um sich herum, mit Bernhardt der heraussticht.

Es wird spannend zu sehen was sich Jesse so als nächstes vornimmt. Eins ist wohl sicher, er wird weiter versuchen seine Grenzen zu verschieben.

Fun Fact:
Jesse Johnson hat ein kurzes Cameo als Teil der Crew des Bombers.

 

Fazit: Hell Hath No Fury ist ein ungewöhnlicher Johnson Film. Definitiv kein klassischer Action und vor allem kein Martial Arts Film. Ein Kriegs-Action-Film der vor allem von seinen Charakteren lebt und das Maximum aus seinem Setting und Budget rausholt. Bergman ist ne tolle Leading Lady und Bernhardt war nie besser!

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